Die jüdischen Feiertage in Israel (Neujahr, Yom Kippur und Laubhüttenfest) und die damit verbundene Corona Ansteckungsgefahr führten zum zweiten „Lockdown“ im Land. Die Zahl der Angesteckten war bereits vor Oktober drastisch angestiegen. Bis zum 18. Oktober durfte die Bevölkerung sich nur 1.000 Meter von Ihrer Wohnung wegbewegen, einkaufen gehen und Sport treiben. In Ausnahmefällen konnten Menschen zur Arbeit gehen. Jeglicher Kontakt mit mehreren Menschen war untersagt, Kindergärten und Schulen blieben geschlossen, genauso wie die beliebten Einkaufszentren. Restaurants und Cafés durften nur „Take away“ Essen anbieten. Die säkulare Bevölkerung Israels schimpft, da die meisten angesteckten Menschen zur religiösen, orthodoxen Bevölkerungsgruppe gehören, die sich an die Richtlinien der Regierung nicht halten, aber auch nicht von den Behörden belangt werden. So öffneten die Schulen in den orthodoxen Stadtvierteln gegen die Anweisungen des Gesundheitsministeriums und die Schulen der größtenteils säkulären Bevölkerung Israels sind nach wie vor geschlossen. Große Teile des israelischen Einzelhandels stöhnen jetzt unter immensen finanziellen Einbußen.
Die Zahlen, der an Corona erkrankten Menschen, sind nach offiziellen Angaben sehr zurück gegangen und dieser „Lockdown“ wird als Erfolg verzeichnet. Die Demonstrationen der unzufriedenen Menschen in Israel gehen unverändert weiter und eine Spaltung in der Gesellschaft und damit verbundene zunehmende Gewaltbereitschaft (leider auch manchmal von den Sicherheitskräften) wird immer mehr sichtbar. Der Ruf nach Neuwahlen ist in einer zerstrittenen israelischen Koalition immer deutlicher vernehmbar. Die Menschen im Land sind enttäuscht, ratlos und empört über das Verhalten der Politiker in dieser Corona Krise, die hauptsächlich mit sich selber beschäftigt sind. Ein von den USA mit Waffen und Geld unterstützter Friedensvertrag zwischen Israel und den Arabischen Emiraten sowie dem Sudan, ist ein außenpolitischer Erfolg, der zur Stabilität im Mittleren Osten beitragen soll. Wir hoffen, dass es ein „menschlicher Frieden“ werden wird, basierend auf Begegnungen, Kennenlernen und verankert an der Basis der Bevölkerungen und nicht nur auf einem Friedenspapier zwischen Regierungen. Die Flugrouten von Israel in die USA und nach Südamerika sind jedenfalls schon sehr viel kürzer geworden, da diese Länder nun von EL AL überflogen werden dürfen.
Die Palästinenser fühlen sich von diesen arabischen Ländern verraten und haben, wie schon so oft, den Anschluss verpasst. Vielleicht führt es zu mehr pragmatischen Entscheidungen auch eine friedliche Regelung des Zusammenlebens mit Israel zu finden, wir sind gespannt und wünschen allen Seiten mutige und konstruktive Schritte.
In den palästinensischen Gebieten gab es keinen Lockdown, die Zahl der Corona Erkrankten hielt sich im Rahmen (auch weil weniger getestet wurde), es gab nicht viele schwer erkrankte Menschen und wir hören von keiner drohenden Überlastung der Krankenhäuser. Palästinensische Arbeiter durften trotz Lockdown in Israel arbeiten und überquerten jeden Morgen legal die Grenze.
Lifegate arbeitete auch in diesem Monat ganz normal. Wir hatten zwar Corona positiv getestete Familienangehörige unserer Kinder sowie von Jugendlichen und auch bei einzelnen Mitarbeitern in Lifegate und führten dann die vom Gesundheitsamt vorgeschriebenen Maßnahmen durch. (ZB: Alle direkten Kontakte, Mitarbeiter und Kinder mussten bis zu 14 Tage zuhause bleiben und den Test machen). Da wir im Haus alle Gesichtsmasken tragen, den Sicherheitsabstand einhalten und ständig Oberflächen und Türklinken reinigen, erlebten wir bisher keine Ansteckungswelle in unserer Einrichtung, sondern es waren immer nur einzelne Menschen, die den Virus von außen mitbrachten.
Die Zahl unserer Kinder im Kindergarten und der Förderschule ist wieder auf dem Stand wie vor der Zeit, in der ein kleiner Virus das gesamte Leben durcheinander brachte und im Kindergarten eröffneten wir sogar eine neue Klasse. Seit Mai lernten wir mit der Corona Situation umzugehen und immer wieder unsere Arbeit zum Schutz der Kinder und jungen Menschen auszurichten.