Vom Wonnemonat Mai können wir dieses Mal leider nicht sprechen, eher von einem Monat, in dem wir alle ordentlich durchgeschüttelt wurden, einem Monat, der Jerusalem; Israel, den Gazastreifen und die palästinensischen Autonomiegebiete wieder in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit rückte und in dem bis heute in vielen Ländern in den Demonstrationen die Nachwirkungen für die eine oder andere Seite zu sehen sind. Erschreckend sind für uns die vielen antisemitischen Ausschreitungen, vor allem auch in den USA. Warum werden immer jüdische Menschen für Dinge, die in Israel geschehen, angegriffen und verantwortlich gemacht, das geschieht mit keinem anderen Volk in der Welt und hat vermutlich etwas mit den dunkelsten Kapiteln der Weltgeschichte zu tun. Die Wunden dieser 11 schlimmen Maitage sind noch offen, viele Menschen bei uns auf der israelischen und palästinensischen Seite sind sehr verunsichert. Man überlegt sich seine Wege gut und vermeidet (wenn man kann) den Besuch in Städten, in Straßen und Wohngebieten, die als gefährlich eingestuft werden. Es hilft und ist ein Trost, dass es sehr viele Menschen gibt, die sich die Hände reichen, die sich trotz der schlimmen Nachrichten nicht entzweien ließen und weiterhin für Frieden und Koexistenz unterwegs sind. Wir gehören dazu und auch das israelische Fernsehen, das viele kleine Clips einspielt über das gemeinsame und sehr wichtige Zusammenleben von Juden und Arabern in diesem Land.
Heute (Mittwoch 26.5) war ich mit Hala, die auf dem besten Wege ist eine junge Dame zu werden, und ihrem Bruder zu einem weiteren Kontrolltermin im israelischen Shaarei Zedek Krankenhaus in Jerusalem. Halas schwere Wirbelsäulenkorrektur durch einen israelischen Chirurgen liegt nun ein Jahr zurück. Alle fixierten Stäbe an der Wirbelsäule sind stabil und alle Schrauben haben gehalten, bestätigte die aktuelle Röntgenaufnahme. Hala darf nun auch wieder Therapie erhalten und muss erst in einem halben Jahr wieder kontrolliert werden. Der Chirurg, Dr. Arzi, war sehr erfreut über das gute Ergebnis und Halas Aussage, dass sie keinerlei Schmerzen hat. Ein junger Mensch ist nun wirklich aufgerichtet und wir sind sehr dankbar auch über das Zeichen des Friedens und Miteinanders in der schwierigen Zeit. Hala wird bei Lifegate nun bald lernen einen elektrischen Rollstuhl zu bedienen, um damit auch selbstständig mobil zu werden. Sie besucht weiterhin unsere Förderschule und entwickelt sich in allen Richtungen zur Freude der Familie und unseres Teams. (Bild: Hala und Dr. Arzi vor der Operation 2020)
Gleich zwei neue Förderklassen sollen nach den Sommerferien, (die Mitte Juli beginnen und bis Ende August gehen), in der Schule eröffnet werden. Eine Klasse für Kinder mit einer Schwerst-Mehrfachbehinderung und eine weitere Klasse für Kinder unterschiedlicher Behinderungen, in der auch wieder einige Autisten sein werden. Eine Kindergartenklasse wird durch das erreichte 6. Lebensjahr der Kinder ebenfalls zu einer Schulklasse. So werden wir in Kürze die Klassenräume für die neuen Klassen entsprechend gestalten und freuen uns, durch die Spendenaktion in Bergisch Gladbach, nun auch die Therapiematerialien für diese Erweiterung anschaffen zu können. Somit wird sich die Zahl der täglichen Schul-Förderkinder in 11 Klassen auf 134 erhöhen. Auch in den neuen Klassen wollen wir gerne gemischte Teams von Therapeuten und Lehrkräften einsetzen. Bewerber/innen werden gerade interviewt. Unser vor Ort ausgearbeitetes Finanzierungssystem ermöglicht uns einen Teil der erforderlichen Mittel für Personal vor Ort zu erwirtschaften.
Bild: Neue Raumgestaltung für Kinder mit schwersten Behinderungen
Ein wenig Kopfzerbrechen bereiten uns noch zwei junge Männer, die dieses Jahr im Alter von 15 Jahren unsere Schule abschließen und auf Grund ihrer starken körperlichen Einschränkungen (CP) keine geeignete Ausbildung in unseren Werkstätten beginnen können. Auch im letzten Jahr mussten wir zwei junge Männer aus dem gleichen Grund ohne eine weitere Perspektive aus der Schule entlassen. Das tut uns sehr weh nach all den guten Förderjahren in Kindergarten und Schule, die wir investierten und auch für die enttäuschten Eltern, die vermutlich hofften, dass ihre Kinder für immer bleiben können. Wir wollen uns jetzt einmal mit allen Eltern zusammensetzen und in einem Brainstorming Ideen erörtern. In einem Land ohne jegliche Unterstützung einer Regierung muss auch eine rein „beschützende Werkstatt“, wo die jungen Leute nur einfache Handgriffe ausüben, komplett finanziert werden. Dazu kommt, dass Werkstätten, in denen Menschen mit Behinderungen arbeiten (wie zB. in Deutschland) keinerlei Aufträge von außen erhalten, da lokale Firmen selber froh sind, wenn sie ihren eigenen Arbeitsbereich auslasten können und nichts auslagern. Wir benötigen also den entsprechenden Raum, zündende Ideen, was diese jungen Leute auf aller einfachste Art produzieren können und einen Markt diese Produkte zu verkaufen. Es geht den Eltern gar nicht einmal um eine Vergütung, sondern um einen behüteten Platz, wo ihre Jugendlichen ein paar Stunden am Tag sein können, damit die Familie einmal durchatmen kann. Vielleicht können wir die Eltern für eine Kooperative gewinnen, in der sie auch selber Verantwortung übernehmen. Ideen unserer Leser, auch was eventuelle Produkte anbetrifft, nehmen wir sehr gerne entgegen! (Bild: Zein, ein junger Mann mit starken spastischen Lähmungen)
Issa, ein junger Mann aus unseren Ausbildungswerkstätten, wird nun zweimal die Woche ein Praktikum in einer Aluminiumfirma in Beit Jala absolvieren, die Fenster und Türen baut. Es gelang in diesem Falle mit Hilfe der Eltern den verwandten Besitzer zu gewinnen unserem „AZUBI“ eine Chance zu geben. Wir hoffen sehr, dass dieses Praktikum vielleicht zu einer festen Anstellung als Hilfskraft in dieser Firma führt.
Im Juli werden weitere junge Leute ihre Ausbildung bei uns beenden und wir werden darüber zeitnah berichten.
Die Zeit unseres deutschen Orthopädiemechanikers Simon Rössler läuft nun nach zwei Jahren ebenfalls im Juni aus. Wir lassen den fachlich sehr kompetenten und freundlichen jungen Mann, der vielen Kindern und erwachsenen Menschen mit einer guten orthopädischen Versorgung half, nur sehr ungern ziehen. Simon und wir konnten bei Beginn seiner Tätigkeit ja nicht ahnen, welche Zeit uns mit Corona und jetzt auch noch mit der politischen Lage bevorstand. Oft musste Simon auf Grund der Sicherheitseinschätzungen seines Arbeitgebers (GIZ, Auswärtiges Amt) pausieren oder von Zuhause aus arbeiten. Kein rundes Jahr, eher ein großes Puzzle, das er und wir immer wieder zusammensetzen mussten und dennoch ein schönes Ergebnis erzielten. Wir danken Simon von ganzem Herzen für seine Geduld, Flexibilität und tolle Arbeit und dem Team der GIZ für diese wunderbare Unterstützung! Bilder: Simon bei der Arbeit. Gott sei Dank gibt es einen Bewerber für diesen Arbeitsbereich für die Zukunft wir würden uns sehr freuen, wenn es klappt.
Im Lifegate Garden Gästehaus begrüßten wir zu unserer Freude die ersten Einzelgäste seit einem Jahr. Wir sind gerade dabei noch einige Auflagen der Zivilschutzbehörde abzuarbeiten, die zur Gebäudesicherheit des Gästehauses beitragen. So müssen zwei Nottreppen aus dem ersten Stockwerk als Fluchtwege nach außen installiert werden und auch im Speiseraum sind einige Veränderungen notwendig. Die Arbeiten haben begonnen und sollen bis Mitte Juni abgeschlossen werden. Falls nach den letzten Meldungen der (geimpfte) Tourismus ab Juni bei uns im Land wieder möglich sein sollte, hoffen auch wir bald Gäste und Besucher begrüßen zu können! Bilder: Lifegate Garden Gästehaus.
Die ersten Maschinen und Ausstattungsgegenstände unserer neu entstehenden Bäckerei sollen im Juni ebenfalls, Dank der GIZ, nun angeliefert werden. Die Einreise eines deutschen Bäckers sollte nach Öffnung des Luftverkehrs dann technisch auch möglich sein, wir suchen weiterhin eine geeignete Person (gerne auch Pensionär/in), die erst einmal für drei Monate Freude an der Aufgabe hätte mit einem einheimischen Bäcker unsere Bäckerei in Schwung zu bringen (September bis November). Bilder: Eine Holzgetreidemühle aus Österreich in der Lifegate Bäckerei.
Wir freuen uns sehr Ihnen berichten zu können, dass die Mittel für 1/5 des Nachbargrundstückes, das wir erwerben wollen, bereits gespendet wurden. Das macht uns Hoffnung und Mut weiterzugehen und zu versuchen weitere Menschen zu finden, die mithelfen. Herzlichen Dank an alle, die das bereits möglich machten! (Bild: Braune Erde und Olivenbäume)
Wir möchten uns ganz herzlich für alle Anrufe, E‑Mails, Nachrichten und Nachfragen und Ihre/Eure Gebete in den letzten Wochen bedanken! Das zeigte uns, dass wir auch in Krisensituationen nicht alleine sind und unsere Freunde an uns denken. Das hat uns sehr gutgetan!
Viele Veröffentlichungen aus dem Mittleren Osten stoßen in Tagen der Auseinandersetzungen nicht immer auf Zustimmung. Wir bemühen uns Informationen aus der hiesigen freien Presse als Ergänzung zu den ausländischen Medienberichten weiterzugeben und damit den Leser einzuladen sich ein umfangreicheres Bild zu machen und vielleicht persönlich etwas genauer zu recherchieren. Wir wollen und können es allerdings mit unseren lokalen Informationen niemandem Recht machen. Auch die sind natürlich manchmal nicht ausgewogen und wir sind täglich mit Menschen und Emotionen in Israel und in den palästinensischen Gebieten konfrontiert. Schuldzuweisungen, einseitige Parteinahme und „geniale Lösungsvorschläge“, versuchen wir zu vermeiden.
Wir wollen immer in unserem kleinen überschaubaren Rahmen zur Gewaltlosigkeit, zum aufeinander Hören und Kennenlernen und zur Aussöhnung beitragen. Die Arbeit von Lifegate ist seit vielen Jahren eine kleine aber auch in Krisen stabile Brücke zwischen leider oft auch verfeindeten Menschen!
Ich wünsche uns und Ihnen von Herzen den Frieden, den Jesus Christus in unsere Welt brachte und der für mich heute aktueller, denn je ist!
Dem “jagen“ wir nach (Psalm 34,15) und zu dem hat uns Gott berufen (1.Korinther 7,15),
Salam, Shalom
Ihr Burghard Schunkert und das Lifegate Team