Lifegate im Mai 2021

31. Mai 2021

Vom Wonne­mo­nat Mai können wir dieses Mal leider nicht spre­chen, eher von einem Monat, in dem wir alle ordent­lich durch­ge­schüt­telt wurden, einem Monat, der Jeru­sa­lem; Isra­el, den Gaza­strei­fen und die paläs­ti­nen­si­schen Auto­no­mie­ge­bie­te wieder in das Bewusst­sein der Welt­öf­fent­lich­keit rück­te und in dem bis heute in vielen Ländern in den Demons­tra­tio­nen die Nach­wir­kun­gen für die eine oder ande­re Seite zu sehen sind. Erschre­ckend sind für uns die vielen anti­se­mi­ti­schen Ausschrei­tun­gen, vor allem auch in den USA. Warum werden immer jüdi­sche Menschen für Dinge, die in Isra­el gesche­hen, ange­grif­fen und verant­wort­lich gemacht, das geschieht mit keinem ande­ren Volk in der Welt und hat vermut­lich etwas mit den dunkels­ten Kapi­teln der Welt­ge­schich­te zu tun.  Die Wunden dieser 11 schlim­men Maita­ge sind noch offen, viele Menschen bei uns auf der israe­li­schen und paläs­ti­nen­si­schen Seite sind sehr verun­si­chert. Man über­legt sich seine Wege gut und vermei­det (wenn man kann) den Besuch in Städ­ten, in Stra­ßen und Wohn­ge­bie­ten, die als gefähr­lich einge­stuft werden. Es hilft und ist ein Trost, dass es sehr viele Menschen gibt, die sich die Hände reichen, die sich trotz der schlim­men Nach­rich­ten nicht entzwei­en ließen und weiter­hin für Frie­den und Koexis­tenz unter­wegs sind. Wir gehö­ren dazu und auch das israe­li­sche Fern­se­hen, das viele klei­ne Clips einspielt über das gemein­sa­me und sehr wich­ti­ge Zusam­men­le­ben von Juden und Arabern in diesem Land.

Heute (Mitt­woch 26.5) war ich mit Hala, die auf dem besten Wege ist eine junge Dame zu werden, und ihrem Bruder zu einem weite­ren Kontroll­ter­min im israe­li­schen Shaarei Zedek Kran­ken­haus in Jeru­sa­lem. Halas schwe­re Wirbel­säu­len­kor­rek­tur durch einen israe­li­schen Chir­ur­gen liegt nun ein Jahr zurück. Alle fixier­ten Stäbe an der Wirbel­säu­le sind stabil und alle Schrau­ben haben gehal­ten, bestä­tig­te die aktu­el­le Rönt­gen­auf­nah­me. Hala darf nun auch wieder Thera­pie erhal­ten und muss erst in einem halben Jahr wieder kontrol­liert werden. Der Chir­urg, Dr. Arzi, war sehr erfreut über das gute Ergeb­nis und Halas Aussa­ge, dass sie keiner­lei Schmer­zen hat. Ein junger Mensch ist nun wirk­lich aufge­rich­tet und wir sind sehr dank­bar auch über das Zeichen des Frie­dens und Mitein­an­ders in der schwie­ri­gen Zeit. Hala wird bei Lifegate nun bald lernen einen elek­tri­schen Roll­stuhl zu bedie­nen, um damit auch selbst­stän­dig mobil zu werden. Sie besucht weiter­hin unse­re Förder­schu­le und entwi­ckelt sich in allen Rich­tun­gen zur Freu­de der Fami­lie und unse­res Teams. (Bild: Hala und Dr. Arzi vor der Opera­ti­on 2020)

Gleich zwei neue Förder­klas­sen sollen nach den Sommer­fe­ri­en, (die Mitte Juli begin­nen und bis Ende August gehen), in der Schu­le eröff­net werden.  Eine Klas­se für Kinder mit einer Schwerst-Mehr­fach­be­hin­de­rung und eine weite­re Klas­se für Kinder unter­schied­li­cher Behin­de­run­gen, in der auch wieder eini­ge Autis­ten sein werden. Eine Kinder­gar­ten­klas­se wird durch das erreich­te 6. Lebens­jahr der Kinder eben­falls zu einer Schul­klas­se. So werden wir in Kürze die Klas­sen­räu­me für die neuen Klas­sen entspre­chend gestal­ten und freu­en uns, durch die Spen­den­ak­ti­on in Bergisch Glad­bach, nun auch die Thera­pie­ma­te­ria­li­en für diese Erwei­te­rung anschaf­fen zu können. Somit wird sich die Zahl der tägli­chen Schul-Förder­kin­der in 11 Klas­sen auf 134 erhö­hen. Auch in den neuen Klas­sen wollen wir gerne gemisch­te Teams von Thera­peu­ten und Lehr­kräf­ten einset­zen. Bewerber/​innen werden gera­de inter­viewt. Unser vor Ort ausge­ar­bei­te­tes Finan­zie­rungs­sys­tem ermög­licht uns einen Teil der erfor­der­li­chen Mittel für Perso­nal vor Ort zu erwirtschaften.

Bild: Neue Raum­ge­stal­tung für Kinder mit schwers­ten Behinderungen

Ein wenig Kopf­zer­bre­chen berei­ten uns noch zwei junge Männer, die dieses Jahr im Alter von 15 Jahren unse­re Schu­le abschlie­ßen und auf Grund ihrer star­ken körper­li­chen Einschrän­kun­gen (CP)  keine geeig­ne­te Ausbil­dung in unse­ren Werk­stät­ten begin­nen können. Auch im letz­ten Jahr muss­ten wir zwei junge Männer aus dem glei­chen Grund ohne eine weite­re Perspek­ti­ve aus der Schu­le entlas­sen. Das tut uns sehr weh nach all den guten Förder­jah­ren in Kinder­gar­ten und Schu­le, die wir inves­tier­ten und auch für die enttäusch­ten Eltern, die vermut­lich hoff­ten, dass ihre Kinder für immer blei­ben können.  Wir wollen uns jetzt einmal mit allen Eltern zusam­men­set­zen und in einem Brain­stor­ming Ideen erör­tern. In einem Land ohne jegli­che Unter­stüt­zung einer Regie­rung muss auch eine rein „beschüt­zen­de Werk­statt“, wo die jungen Leute nur einfa­che Hand­grif­fe ausüben, komplett finan­ziert werden. Dazu kommt, dass Werk­stät­ten, in denen Menschen mit Behin­de­run­gen arbei­ten (wie zB. in Deutsch­land) keiner­lei Aufträ­ge von außen erhal­ten, da loka­le Firmen selber froh sind, wenn sie ihren eige­nen Arbeits­be­reich auslas­ten können und nichts ausla­gern. Wir benö­ti­gen also den entspre­chen­den Raum, zünden­de Ideen, was diese jungen Leute auf aller einfachs­te Art produ­zie­ren können und einen Markt diese Produk­te zu verkau­fen. Es geht den Eltern gar nicht einmal um eine Vergü­tung, sondern um einen behü­te­ten Platz, wo ihre Jugend­li­chen ein paar Stun­den am Tag sein können, damit die Fami­lie einmal durch­at­men kann. Viel­leicht können wir die Eltern für eine Koope­ra­ti­ve gewin­nen, in der sie auch selber Verant­wor­tung über­neh­men. Ideen unse­rer Leser, auch was even­tu­el­le Produk­te anbe­trifft, nehmen wir sehr gerne entge­gen!     (Bild: Zein, ein junger Mann mit star­ken spas­ti­schen Lähmungen)

Issa, ein junger Mann aus unse­ren Ausbil­dungs­werk­stät­ten, wird nun zwei­mal die Woche ein Prak­ti­kum in einer Alumi­ni­um­fir­ma in Beit Jala absol­vie­ren, die Fens­ter und Türen baut. Es gelang in diesem Falle mit Hilfe der Eltern den verwand­ten Besit­zer zu gewin­nen unse­rem „AZUBI“ eine Chan­ce zu geben. Wir hoffen sehr, dass dieses Prak­ti­kum viel­leicht zu einer festen Anstel­lung als Hilfs­kraft in dieser Firma führt.

Im Juli werden weite­re junge Leute ihre Ausbil­dung bei uns been­den und wir werden darüber zeit­nah berichten.

Die Zeit unse­res deut­schen Ortho­pä­die­me­cha­ni­kers Simon Röss­ler läuft nun nach zwei Jahren eben­falls im Juni aus. Wir lassen den fach­lich sehr kompe­ten­ten und freund­li­chen jungen Mann, der vielen Kindern und erwach­se­nen Menschen mit einer guten ortho­pä­di­schen Versor­gung half, nur sehr ungern ziehen. Simon und wir konn­ten bei Beginn seiner Tätig­keit ja nicht ahnen, welche Zeit uns mit Coro­na und jetzt auch noch mit der poli­ti­schen Lage bevor­stand. Oft muss­te Simon auf Grund der Sicher­heits­ein­schät­zun­gen seines Arbeit­ge­bers (GIZ, Auswär­ti­ges Amt) pausie­ren oder von Zuhau­se aus arbei­ten. Kein rundes Jahr, eher ein großes Puzzle, das er und wir immer wieder zusam­men­set­zen muss­ten und dennoch ein schö­nes Ergeb­nis erziel­ten. Wir danken Simon von ganzem Herzen für seine Geduld, Flexi­bi­li­tät und tolle Arbeit und dem Team der GIZ für diese wunder­ba­re Unter­stüt­zung! Bilder: Simon bei der Arbeit.  Gott sei Dank gibt es einen Bewer­ber für diesen Arbeits­be­reich für die Zukunft wir würden uns sehr freu­en, wenn es klappt.

Im Lifegate Garden Gäste­haus begrüß­ten wir zu unse­rer Freu­de die ersten Einzel­gäs­te seit einem Jahr. Wir sind gera­de dabei noch eini­ge Aufla­gen der Zivil­schutz­be­hör­de abzu­ar­bei­ten, die zur Gebäu­de­si­cher­heit des Gäste­hau­ses beitra­gen. So müssen zwei Nottrep­pen aus dem ersten Stock­werk als Flucht­we­ge nach außen instal­liert werden und auch im Spei­se­raum sind eini­ge Verän­de­run­gen notwen­dig. Die Arbei­ten haben begon­nen und sollen bis Mitte Juni abge­schlos­sen werden. Falls nach den letz­ten Meldun­gen der (geimpf­te) Touris­mus ab Juni bei uns im Land wieder möglich sein soll­te, hoffen auch wir bald Gäste und Besu­cher begrü­ßen zu können! Bilder: Lifegate Garden Gästehaus.

Die ersten Maschi­nen und Ausstat­tungs­ge­gen­stän­de unse­rer neu entste­hen­den Bäcke­rei sollen im Juni eben­falls, Dank der GIZ, nun ange­lie­fert werden. Die Einrei­se eines deut­schen Bäckers soll­te nach Öffnung des Luft­ver­kehrs dann tech­nisch auch möglich sein, wir suchen weiter­hin eine geeig­ne­te Person (gerne auch Pensionär/​in), die erst einmal für drei Mona­te Freu­de an der Aufga­be hätte mit einem einhei­mi­schen Bäcker unse­re Bäcke­rei in Schwung zu brin­gen (Septem­ber bis Novem­ber). Bilder: Eine Holz­ge­trei­de­müh­le aus Öster­reich in der Lifegate Bäckerei.

Wir freu­en uns sehr Ihnen berich­ten zu können, dass die Mittel für 1/5 des Nach­bar­grund­stü­ckes, das wir erwer­ben wollen, bereits gespen­det wurden. Das macht uns Hoff­nung und Mut weiter­zu­ge­hen und zu versu­chen weite­re Menschen zu finden, die mithel­fen. Herz­li­chen Dank an alle, die das bereits möglich mach­ten! (Bild: Brau­ne Erde und Olivenbäume)

Wir möch­ten uns ganz herz­lich für alle Anru­fe, E‑Mails, Nach­rich­ten und Nach­fra­gen und Ihre/​Eure Gebe­te in den letz­ten Wochen bedan­ken! Das zeig­te uns, dass wir auch in Krisen­si­tua­tio­nen nicht allei­ne sind und unse­re Freun­de an uns denken. Das hat uns sehr gutgetan!

Viele Veröf­fent­li­chun­gen aus dem Mitt­le­ren Osten stoßen in Tagen der Ausein­an­der­set­zun­gen nicht immer auf Zustim­mung. Wir bemü­hen uns Infor­ma­tio­nen aus der hiesi­gen frei­en Pres­se als Ergän­zung zu den auslän­di­schen Medi­en­be­rich­ten weiter­zu­ge­ben und damit den Leser einzu­la­den sich ein umfang­rei­che­res Bild zu machen und viel­leicht persön­lich etwas genau­er zu recher­chie­ren. Wir wollen und können es aller­dings mit unse­ren loka­len Infor­ma­tio­nen nieman­dem Recht machen. Auch die sind natür­lich manch­mal nicht ausge­wo­gen und wir sind täglich mit Menschen und Emotio­nen in Isra­el und in den paläs­ti­nen­si­schen Gebie­ten konfron­tiert. Schuld­zu­wei­sun­gen, einsei­ti­ge Partei­nah­me und „genia­le Lösungs­vor­schlä­ge“, versu­chen wir zu vermeiden.

Wir wollen immer in unse­rem klei­nen über­schau­ba­ren Rahmen zur Gewalt­lo­sig­keit, zum aufein­an­der Hören und Kennen­ler­nen und zur Aussöh­nung beitra­gen. Die Arbeit von Lifegate ist seit vielen Jahren eine klei­ne aber auch in Krisen stabi­le Brücke zwischen leider oft auch verfein­de­ten Menschen!

Ich wünsche uns und Ihnen von Herzen den Frie­den, den Jesus Chris­tus in unse­re Welt brach­te und der für mich heute aktu­el­ler, denn je ist!

Dem “jagen“ wir nach (Psalm 34,15) und zu dem hat uns Gott beru­fen (1.Korinther 7,15),

Salam, Shalom                  

Ihr Burg­hard Schun­kert und das Lifegate Team