Verdrehte Welt
Nachdem in Israel endlich ein großer Rückgang der an Corona erkrankten Menschen bekannt gegeben wurde und damit die Öffnung von Einkaufszentren, Restaurants und weiten Teilen des öffentlichen Lebens einherging, wurden in den palästinensischen Gebieten neue Ansteckungsrekorde registriert, die zu strikten Maßnahmen der Palästinensischen Autonomieregierung führten. So mussten wir auch bei Lifegate zum ersten Mal seit März 2020 wieder die Arbeit im Zentrum unterbrechen und auf den Zoom Unterricht und Zoom Therapie mit Eltern und Kindern Zuhause ausweichen. Das galt zum Glück nur für ein paar Tage und nun sind wir weiterhin mit großen Vorsichtsmaßnahmen täglich in unserem Gebäude und halten uns an die Vorschriften des Gesundheitsamtes mit der Hoffnung, dass nicht mehr Menschen angesteckt werden. Noch immer werden kaum Impfungen in den palästinensischen Gebieten durchgeführt, aber ein Abkommen mit China soll nun die Wende bringen. Noch in der letzten Märzwoche sollen chinesische Impfstoffe für eine deutliche Entspannung der Lage sorgen.
„Nach der Wahl ist immer vor der Wahl“
In Israel wurde wieder einmal gewählt (die vierte Wahl innerhalb von 2 Jahren) und wie schon so oft in der Politik haben alle gewonnen. In Wirklichkeit entstand auch dieses Mal eine Patt Situation, keine der beiden großen, aus verschiedenen Parteien zusammengesetzten Blöcke, können eine solide Mehrheitsregierung bilden. Es wird vermutlich eine arabische Partei sein, die noch in letzter Sekunde genügend Stimmen erhielt und damit vier Mandate zu einer Regierungsbildung beitragen kann, dies könnte dann den Ausschlag geben. Ob einer der beiden Blöcke mit dieser Partei wegen der Regierungsmehrheit zusammenarbeiten wird oder doch wieder Neuwahlen ausgerufen werden, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Es ist immer wieder das gleiche Dilemma in Israel: zu viele kleine Parteien, die einen großen Einfluss auf die Politik ausüben und dann eine Regierung auch rasch wieder zu Fall bringen können. Die Gespräche unter den verschiedenen Parteien haben begonnen und es besteht jetzt eine wirkliche Chance, dass eine offenere und liberalere Regierung die Geschicke Israels bestimmen könnte. Sollten die Verhandlungen scheitern, stehen Israel Neuwahlen bevor.
Neue Kinder in der Förderarbeit
Bei Lifegate konnten wir uns im März über einige neue Kinder freuen, die in Kindergarten und Schule aufgenommen wurden. Die 4 Jahre alte Ritan ist ein neues Mädchen in der Fördergruppe der schwerstbehinderten Kinder. (Von links nach rechts) Dimitrious, drei Jahre alt und Jud, 4 Jahre wurden in den Förderkindergarten aufgenommen. Yazan und Mahmoud besuchen die Förderschule.




Familien ohne regelmäßiges Einkommen erhalten Hilfe zur Selbsthilfe
Sami ist ein autistischer junger Mann in dem Lifegate Förderprogramm. Sein Vater ist Tagelöhner und findet schon lange keine regelmäßige Arbeit mehr. Sie leben in einem einfachen kleinen Haus am Ortsrand des Dorfes Battir, 8 km von Bethlehem entfernt. Battir ist wegen seiner antiken Terrassenfelder in das Weltkulturerbe aufgenommen worden und die bereits 1892 von einer französischen Firma gebaute erste Eisenbahnlinie von Jerusalem nach Jaffa am Mittelmeer, führt auch heute noch durch den malerischen Bergort. Es gibt leider keine Haltestelle in dem palästinensischen Dorf, aber es ist ein Zeichen der Hoffnung, dass täglich mehrere israelische Züge den Ort ohne Zwischenfälle durchqueren. Auch die aus der Geschichte (Anfang 19. Jahrhundert) überlieferten Raubüberfälle, weil der Zug in den Kurven um Battir so langsam fahren musste, dass Diebe leicht aufspringen konnten und die Passagiere ausraubten und Ware stahlen, gehören Gott sei Dank der Vergangenheit an. Genau gegenüber der alten/neuen Bahnschienen, auf einer jetzt im Winter schönen grünen Wiese, stehen nun 15 Bienenstöcke, die wir für Samis Familie dort aufbauen konnten.
Es gibt im Ort eine alte Imkertradition und als wir schauten, wie wir dieser Familie zu einem Einkommen verhelfen könnten, fiel uns die Produktion von naturreinem Bienenhonig ein und die Familie willigte freudig ein. So absolvierte Samis Vater eine Kurzausbildung im Imkerhandwerk und schloss sich einer „Honig Kooperative“ im Ort an, wo er die Honigschleudern mitbenutzen kann und der Honig dann verarbeitet wird. Wir freuen uns, dass andere erfahrene Imker Samis Vater mit Rat und Tat zur Seite stehen und er somit hoffentlich bald wieder ein regelmäßiges Einkommen durch den Honigverkauf erhalten kann. Ganz sicher werden wir zum Kundenkreis gehören und dann „Lifegate Honig“ in unserem lokalen Shop und vielleicht in das Warenverkaufsprogramm aufnehmen. (Bild links: Sami und sein Vater)



Taher ist ein gehbehinderter junger Mann mit intellektueller Einschränkung. Nachdem er die Lifegate Schulzeit beendete, konnten wir keinen geeigneten Ausbildungsplatz in unseren Werkstätten für Taher finden. Taher liebt Tiere und seine Familie lebt von einem kleinen Zooladen. Der Vater verkauft Hühner, Kanarienvögel und Fische. So besprachen wir die Idee, eine kleine Hühnerzucht zu beginnen und die Eier in einem Brutschrank ausbrüten zu lassen. Die Küken können dann ebenfalls verkauft werden und Taher lernt, die Verantwortung der häuslichen Eier- und Kükenproduktion zu übernehmen. Wir werden diese beiden Projekte mit unserem Sozialarbeiter sehr eng begleiten und wollen alles tun, dass sie ein Erfolg werden.
Taher und sein Vater (ganz rechts) vor dem entstehenden Raum für den Brutschrank mit unserem Sozialarbeiter Peter (rote Schuhe) und Freunden aus Italien, die das Projekt fördern.

Therapie und Hilfsmittelabteilung
Die im Februar an den Füßen operierte Leyasan macht große Fortschritte in ihrem Rehaprogramm und steht bereits mit Hilfe von Beinschienen aus unserer Orthopädiewerkstatt. Bald soll das kleine Mädchen aus unserem Förderkindergarten die ersten Schritte tun. Wir freuen uns mit Leyasan auf diese entscheidende Verbesserung in ihrem Leben. (Bilder: Leyasan mit Suhad, unserer Physiotherapeutin)


Auch Moattasem erhielt seine orthopädische Unterstützung aus unserer eigenen Werkstatt. Wir freuen uns sehr, dass wir diese wichtigen Hilfsmittel, dank Simon unserem deutschen Orthopädie Techniker, nun bei Lifegate herstellen können!
Moattassem – „auf beiden Füssen gehen und stehen“
Auch im letzten Spätsommer war es wieder soweit – trotz Corona: Unsere Vorschulkinder konnten den Sprung vom Kindergarten hoch in die Schule machen. Der 6jährige Moatassem war einer davon. Auch er musste neue Lehrer, neue Räumlichkeiten und neu gemischte Klassen verarbeiten. Die Physiotherapie fand plötzlich auch im oberen Stock statt. Drei Jahre liebte er den Lifegate Kindergarten, obwohl er es anfangs gar nicht leicht hatte, das sichere Laufen zu lernen. Seine „Cerebrale Parese“ (durch Frühgeburt) wirkte sich stark beinbetont aus und als er vor 2 ½ Jahren die erste Physiotherapie bei Lifegate erhielt, fiel er noch ständig über die eigenen Füße. Dabei war seine rechte Körperseite insgesamt auffällig schwächer, auch der Einsatz der Hand. Um stabiler laufen zu können, eignete er sich einen rechts verstärkten Zehengang an, mit stark einwärts verdrehten Beinen. Erschwerend kamen anfangs kleinere epileptische Anfälle dazu, die aber zum Glück einigermaßen schnell eingestellt werden konnten. Moatassem lebte sich mit zunehmender Aufgewecktheit und Neugierde schnell in der Schule ein. Die intensive Therapiezeit, zusätzlich stabilisiert durch elastische Beinbandagen und unterstützt durch sensorische Schuheinlagen aus unserer Orthopädiewerkstatt, verbesserte sein Gangbild deutlich. Leider brachten dann Wachstum und längere Therapieunterbrechung Mitte 2020 eine kleine Verschlechterung. Mittlerweile ist er aber nach operativer Achillessehnen Entlastung und verstärkter Physiotherapie, auch von Seiten der Mutter zuhause, sowie durch die Ergotherapie, insgesamt sicherer und mobiler in allen Bewegungen geworden. Unser Orthopädiemechaniker fertigte die nötige Nachtschiene an. Moatassem kann nun leichter auf dem ‘Stütz ‑Fahrrad´ in die Pedale treten, zur Freude der Familie auch Zuhause. Er steht stabil und schafft es voll auf beiden Füssen zu gehen! An der Qualität und Kräftigung wird weiter gearbeitet! (Bilder: Moatassem erhält von Ute Physiotherapie).



Haus und Hof
Wir freuen uns, dass beide Lifegate Tore, die unser Grundstück sichern, nun installiert sind und gute Dienste tun.
Der bereits im November 2020 bestellte Aufzug wird nach Aussagen der lokalen Vertretung der Firma Schindler jetzt im April geliefert und eingebaut. Zurzeit bereiten wir den Aufzugschaft für den Einbau vor und hoffen, dass bereits im Mai unsere Rollstuhlfahrer einen einfachen Zugang zur Förderschule haben werden und auch die jungen Erwachsenen im Rollstuhl die Therapieabteilung auf diesem Wege erreichen können. Diese entscheidende Verbesserung der Mobilität innerhalb des Lifegate Gebäudes verdanken wir der Initiative der reformjüdischen Gemeinden in Deutschland, unter Leitung von Frau Michelsohn und dem Bundesland NRW, die uns gemeinsam diesen ersten von zwei geplanten Aufzügen ermöglichen.

Mitarbeiter/innen
Wir freuen uns sehr, dass Angela und Friedrich Köster nun endlich aus- bzw. einreisen durften und wohlbehalten bei uns angekommen sind. Die beiden werden für drei Jahre von den Christlichen Fachkräften International ausgesandt, um als Entwicklungshelfer unsere Arbeit zu unterstützen. Angela wird als fachliche Beraterin unseres Förderschulprogrammes und Friedrich als mitreisender Ehepartner in unserem Garten- und Werkstattbereich mitarbeiten. Nach 14 Tagen Quarantäne beginnen die beiden nun nach den Osterferien ihre aktive Mitarbeit.
…und dann ist ja auch noch Ostern

Ein Jahr der Angst, der Einschüchterungen, der Warnungen, Einschränkungen und Verordnungen liegt hinter uns und in vielen Ländern ist noch keine wirkliche Entspannung in Sicht. Nicht wenige von uns kennen einen Menschen, der schwer an Corona erkrankte und einige von uns verloren auch einen geliebten Menschen.
Bei Lifegate durchliefen über 30 Mitarbeiter diese Krankheit und auch Kinder und junge Menschen aus unseren Förderprogrammen wurden krank und sind, Gott sei Dank, alle wieder genesen. Wir lernten mit dieser Krankheit umzugehen und gaben uns selber, aber auch den Eltern und den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen täglich eine hoffnungsvolle Perspektive. Es gibt Zeiten, da hilft schon das „schweigende Tun“, wenn man keine Antworten hat auf das „Warum und weshalb, warum gerade ich oder wir“?
11 gestandene Männer (Judas war schon gegangen) saßen beim Passamahl in einem Raum in Jerusalem und konnten sich nicht vorstellen, was schon in den nächsten Tagen geschehen sollte. Der Mann in ihrer Mitte hatte sie immer wieder vorbereitet, davon gesprochen, was in Jerusalem passieren wird und mit Zeichen seine Aussagen bekräftigt. Drei Jahre waren sie ein zusammengeschweißtes Team, hatten ihm täglich zugehört, von ihm gelernt und Wunder über Wunder gesehen und der Himmel auf Erden war mitten unter ihnen. Es dauerte jetzt nur noch ein paar Stunden bis zur Androhung von Haft, Verurteilung und Strafe. Da überkam sie die Angst und die Verzweiflung. Sie flohen, versteckten sich und tauchten unter.
Jesus verlor sie, auch als er ganz alleine blieb, nie aus seinem Blick. Er wusste, spätestens im Garten Gethsemane, der Weg zur Erlösung der Menschheit ist eine Sache zwischen Vater und Sohn alleine.
Am Ostermorgen und den nachfolgenden Tagen sucht er „Seine Mannschaft“, Frauen und Männer. Nach und nach treffen sie den Auferstandenen, fassen ihn an (Thomas), spazieren mit ihm (…nach Emmaus) und essen mit ihm (… Frühstück am See Genezareth). Die darauffolgenden Tage mit dem auferstandenen Jesus und das Empfangen seines Geistes am Wochenfest (Pfingsten) geben ihnen unauslöschliche Kraft und Hoffnung und nehmen ihnen die Angst vor den Menschen.
Sie tragen die gute Botschaft.……
…Es gibt eine Vergebung für unsere Sünden und eine Befreiung. Lasst Euch durch Jesus versöhnen mit Gott…
…Es gibt ein neues Leben durch Jesus in Gottes täglicher Gegenwart. Du bist ein geliebtes Kind Gottes…
…Der Vorhang im Tempel ist in Jesu Todesstunde von oben nach unten zerrissen. Der Zugang zum „Allerheiligsten“ (zu dem Platz an dem Gott wohnt), ist ein für alle Mal für uns offen, usw. usw.….
…in die ganze Welt und nahmen dafür alles in Kauf.
(Nur ein Apostel (Johannes) starb vermutlich eines normalen Todes. Alle anderen wurden wie Jesus sehr grausam hingerichtet.)

Die Angst, die Verzweiflung, die Hoffnungslosigkeit und der Tod haben auch heute eine einzige Adresse: Jesus Christus.
Heute wie damals verliert Er seine geliebten Geschöpfe nie aus dem Blick und ist uns nahe im Leben und auch im Tod. Jesus ist auferstanden! Der Tod hat für immer sein letztes Wort verloren!
Frohe Ostern ihr/euer Burghard Schunkert und das Team von Lifegate