Lifegate im März 2021

3. April 2021

Verdreh­te Welt

Nach­dem in Isra­el endlich ein großer Rück­gang der an Coro­na erkrank­ten Menschen bekannt gege­ben wurde und damit die Öffnung von Einkaufs­zen­tren, Restau­rants und weiten Teilen des öffent­li­chen Lebens einher­ging, wurden in den paläs­ti­nen­si­schen Gebie­ten neue Anste­ckungs­re­kor­de regis­triert, die zu strik­ten Maßnah­men der Paläs­ti­nen­si­schen Auto­no­mie­re­gie­rung führ­ten. So muss­ten wir auch bei Lifegate zum ersten Mal seit März 2020 wieder die Arbeit im Zentrum unter­bre­chen und auf den Zoom Unter­richt und Zoom Thera­pie mit Eltern und Kindern Zuhau­se auswei­chen. Das galt zum Glück nur für ein paar Tage und nun sind wir weiter­hin mit großen Vorsichts­maß­nah­men täglich in unse­rem Gebäu­de und halten uns an die Vorschrif­ten des Gesund­heits­am­tes mit der Hoff­nung, dass nicht mehr Menschen ange­steckt werden. Noch immer werden kaum Impfun­gen in den paläs­ti­nen­si­schen Gebie­ten durch­ge­führt, aber ein Abkom­men mit China soll nun die Wende brin­gen. Noch in der letz­ten März­wo­che sollen chine­si­sche Impf­stof­fe für eine deut­li­che Entspan­nung der Lage sorgen.

„Nach der Wahl ist immer vor der Wahl“

In Isra­el wurde wieder einmal gewählt (die vier­te Wahl inner­halb von 2 Jahren) und wie schon so oft in der Poli­tik haben alle gewon­nen. In Wirk­lich­keit entstand auch dieses Mal eine Patt Situa­ti­on, keine der beiden großen, aus verschie­de­nen Partei­en zusam­men­ge­setz­ten Blöcke, können eine soli­de Mehr­heits­re­gie­rung bilden. Es wird vermut­lich eine arabi­sche Partei sein, die noch in letz­ter Sekun­de genü­gend Stim­men erhielt und damit vier Manda­te zu einer Regie­rungs­bil­dung beitra­gen kann, dies könn­te dann den Ausschlag geben.  Ob einer der beiden Blöcke mit dieser Partei wegen der Regie­rungs­mehr­heit zusam­men­ar­bei­ten wird oder doch wieder Neuwah­len ausge­ru­fen werden, wird sich in den nächs­ten Tagen zeigen. Es ist immer wieder das glei­che Dilem­ma in Isra­el: zu viele klei­ne Partei­en, die einen großen Einfluss auf die Poli­tik ausüben und dann eine Regie­rung auch rasch wieder zu Fall brin­gen können. Die Gesprä­che unter den verschie­de­nen Partei­en haben begon­nen und es besteht jetzt eine wirk­li­che Chan­ce, dass eine offe­ne­re und libe­ra­le­re Regie­rung die Geschi­cke Isra­els bestim­men könn­te. Soll­ten die Verhand­lun­gen schei­tern, stehen Isra­el Neuwah­len bevor.

Neue Kinder in der Förderarbeit

Bei Lifegate konn­ten wir uns im März über eini­ge neue Kinder freu­en, die in Kinder­gar­ten und Schu­le aufge­nom­men wurden. Die 4 Jahre alte Ritan ist ein neues Mädchen in der Förder­grup­pe der schwerst­be­hin­der­ten Kinder.  (Von links nach rechts) Dimi­trious, drei Jahre alt und Jud, 4 Jahre wurden in den Förder­kin­der­gar­ten aufge­nom­men. Yazan und Mahmoud besu­chen die Förderschule.

Fami­li­en ohne regel­mä­ßi­ges Einkom­men erhal­ten Hilfe zur Selbsthilfe

Sami ist ein autis­ti­scher junger Mann in dem Lifegate Förder­pro­gramm. Sein Vater ist Tage­löh­ner und findet schon lange keine regel­mä­ßi­ge Arbeit mehr. Sie leben in einem einfa­chen klei­nen Haus am Orts­rand des Dorfes Battir, 8 km von Beth­le­hem entfernt. Battir ist wegen seiner anti­ken Terras­sen­fel­der in das Welt­kul­tur­er­be aufge­nom­men worden und die bereits 1892 von einer fran­zö­si­schen Firma gebau­te erste Eisen­bahn­li­nie von Jeru­sa­lem nach Jaffa am Mittel­meer, führt auch heute noch durch den male­ri­schen Berg­ort. Es gibt leider keine Halte­stel­le in dem paläs­ti­nen­si­schen Dorf, aber es ist ein Zeichen der Hoff­nung, dass täglich mehre­re israe­li­sche Züge den Ort ohne Zwischen­fäl­le durch­que­ren. Auch die aus der Geschich­te (Anfang 19. Jahr­hun­dert) über­lie­fer­ten Raub­über­fäl­le, weil der Zug in den Kurven um Battir so lang­sam fahren muss­te, dass Diebe leicht aufsprin­gen konn­ten und die Passa­gie­re ausraub­ten und Ware stah­len, gehö­ren Gott sei Dank der Vergan­gen­heit an. Genau gegen­über der alten/​neuen Bahn­schie­nen, auf einer jetzt im Winter schö­nen grünen Wiese, stehen nun 15 Bienen­stö­cke, die wir für Samis Fami­lie dort aufbau­en konnten.

Es gibt im Ort eine alte Imker­tra­di­ti­on und als wir schau­ten, wie wir dieser Fami­lie zu einem Einkom­men verhel­fen könn­ten, fiel uns die Produk­ti­on von natur­rei­nem Bienen­ho­nig ein und die Fami­lie willig­te freu­dig ein. So absol­vier­te Samis Vater eine Kurz­aus­bil­dung im Imker­hand­werk und schloss sich einer „Honig Koope­ra­ti­ve“ im Ort an, wo er die Honig­schleu­dern mitbe­nut­zen kann und der Honig dann verar­bei­tet wird. Wir freu­en uns, dass ande­re erfah­re­ne Imker Samis Vater mit Rat und Tat zur Seite stehen und er somit hoffent­lich bald wieder ein regel­mä­ßi­ges Einkom­men durch den Honig­ver­kauf erhal­ten kann. Ganz sicher werden wir zum Kunden­kreis gehö­ren und dann „Lifegate Honig“ in unse­rem loka­len Shop und viel­leicht in das Waren­ver­kaufs­pro­gramm aufneh­men.  (Bild links: Sami und sein Vater)

Taher ist ein gehbe­hin­der­ter junger Mann mit intel­lek­tu­el­ler Einschrän­kung. Nach­dem er die Lifegate Schul­zeit been­de­te, konn­ten wir keinen geeig­ne­ten Ausbil­dungs­platz in unse­ren Werk­stät­ten für Taher finden. Taher liebt Tiere und seine Fami­lie lebt von einem klei­nen Zoola­den. Der Vater verkauft Hühner, Kana­ri­en­vö­gel und Fische. So bespra­chen wir die Idee, eine klei­ne Hühner­zucht zu begin­nen und die Eier in einem Brut­schrank ausbrü­ten zu lassen. Die Küken können dann eben­falls verkauft werden und Taher lernt, die Verant­wor­tung der häus­li­chen Eier- und Küken­pro­duk­ti­on zu über­neh­men. Wir werden diese beiden Projek­te mit unse­rem Sozi­al­ar­bei­ter sehr eng beglei­ten und wollen alles tun, dass sie ein Erfolg werden.

Taher und sein Vater (ganz rechts) vor dem entste­hen­den Raum für den Brut­schrank mit unse­rem Sozi­al­ar­bei­ter Peter (rote Schu­he) und Freun­den aus Itali­en, die das Projekt fördern.

 Thera­pie und Hilfsmittelabteilung

Die im Febru­ar an den Füßen operier­te Leyasan macht große Fort­schrit­te in ihrem Reha­pro­gramm und steht bereits mit Hilfe von Bein­schie­nen aus unse­rer Ortho­pä­die­werk­statt. Bald soll das klei­ne Mädchen aus unse­rem Förder­kin­der­gar­ten die ersten Schrit­te tun. Wir freu­en uns mit Leyasan auf diese entschei­den­de Verbes­se­rung in ihrem Leben.  (Bilder: Leyasan mit Suhad, unse­rer Physiotherapeutin)

Auch Moat­ta­sem erhielt seine ortho­pä­di­sche Unter­stüt­zung aus unse­rer eige­nen Werk­statt. Wir freu­en uns sehr, dass wir diese wich­ti­gen Hilfs­mit­tel, dank Simon unse­rem deut­schen Ortho­pä­die Tech­ni­ker, nun bei Lifegate herstel­len können!

Moat­tassem – „auf beiden Füssen gehen und stehen“ 

Auch im letz­ten Spät­som­mer war es wieder soweit – trotz Coro­na: Unse­re Vorschul­kin­der konn­ten den Sprung vom Kinder­gar­ten hoch in die Schu­le machen. Der 6jährige Moatas­sem war einer davon. Auch er muss­te neue Lehrer, neue Räum­lich­kei­ten und neu gemisch­te Klas­sen verar­bei­ten. Die Physio­the­ra­pie fand plötz­lich auch im oberen Stock statt. Drei Jahre lieb­te er den Lifegate Kinder­gar­ten, obwohl er es anfangs gar nicht leicht hatte, das siche­re Laufen zu lernen. Seine „Cere­bra­le Pare­se“ (durch Früh­ge­burt) wirk­te sich stark bein­be­tont aus und als er vor 2 ½ Jahren die erste Physio­the­ra­pie bei Lifegate erhielt, fiel er noch stän­dig über die eige­nen Füße. Dabei war seine rech­te Körper­sei­te insge­samt auffäl­lig schwä­cher, auch der Einsatz der Hand. Um stabi­ler laufen zu können, eigne­te er sich einen rechts verstärk­ten Zehen­gang an, mit stark einwärts verdreh­ten Beinen. Erschwe­rend kamen anfangs klei­ne­re epilep­ti­sche Anfäl­le dazu, die aber zum Glück eini­ger­ma­ßen schnell einge­stellt werden konn­ten. Moatas­sem lebte sich mit zuneh­men­der Aufge­weckt­heit und Neugier­de schnell in der Schu­le ein. Die inten­si­ve Thera­pie­zeit, zusätz­lich stabi­li­siert durch elas­ti­sche Bein­ban­da­gen und unter­stützt durch senso­ri­sche Schuh­ein­la­gen aus unse­rer Ortho­pä­die­werk­statt, verbes­ser­te sein Gang­bild deut­lich. Leider brach­ten dann Wachs­tum und länge­re Thera­pie­un­ter­bre­chung Mitte 2020 eine klei­ne Verschlech­te­rung. Mitt­ler­wei­le ist er aber nach opera­ti­ver Achil­les­seh­nen Entlas­tung und verstärk­ter Physio­the­ra­pie, auch von Seiten der Mutter zuhau­se, sowie durch die Ergo­the­ra­pie, insge­samt siche­rer und mobi­ler in allen Bewe­gun­gen gewor­den. Unser Ortho­pä­die­me­cha­ni­ker fertig­te die nöti­ge Nacht­schie­ne an. Moatas­sem kann nun leich­ter auf dem ‘Stütz ‑Fahr­rad´ in die Peda­le treten, zur Freu­de der Fami­lie auch Zuhau­se. Er steht stabil und schafft es voll auf beiden Füssen zu gehen! An der Quali­tät und Kräf­ti­gung wird weiter gear­bei­tet!  (Bilder: Moatas­sem erhält von Ute Physiotherapie).

Haus und Hof

Wir freu­en uns, dass beide Lifegate Tore, die unser Grund­stück sichern, nun instal­liert sind und gute Diens­te tun.

 Der bereits im Novem­ber 2020 bestell­te Aufzug wird nach Aussa­gen der loka­len Vertre­tung der Firma Schind­ler jetzt im April gelie­fert und einge­baut.  Zurzeit berei­ten wir den Aufzug­schaft für den Einbau vor und hoffen, dass bereits im Mai unse­re Roll­stuhl­fah­rer einen einfa­chen Zugang zur Förder­schu­le haben werden und auch die jungen Erwach­se­nen im Roll­stuhl die Thera­pie­ab­tei­lung auf diesem Wege errei­chen können. Diese entschei­den­de Verbes­se­rung der Mobi­li­tät inner­halb des Lifegate Gebäu­des verdan­ken wir der Initia­ti­ve der reform­jü­di­schen Gemein­den in Deutsch­land, unter Leitung von Frau Michel­sohn und dem Bundes­land NRW, die uns gemein­sam diesen ersten von zwei geplan­ten Aufzü­gen ermöglichen.

Mitarbeiter/​innen

Wir freu­en uns sehr, dass Ange­la und Fried­rich Köster nun endlich aus- bzw. einrei­sen durf­ten und wohl­be­hal­ten bei uns ange­kom­men sind. Die beiden werden für drei Jahre von den Christ­li­chen Fach­kräf­ten Inter­na­tio­nal ausge­sandt, um als Entwick­lungs­hel­fer unse­re Arbeit zu unter­stüt­zen. Ange­la wird als fach­li­che Bera­te­rin unse­res Förder­schul­pro­gram­mes und Fried­rich als mitrei­sen­der Ehepart­ner in unse­rem Garten- und Werk­statt­be­reich mitar­bei­ten. Nach 14 Tagen Quaran­tä­ne begin­nen die beiden nun nach den Oster­fe­ri­en ihre akti­ve Mitarbeit.

 

…und dann ist ja auch noch Ostern

Ein Jahr der Angst, der Einschüch­te­run­gen, der Warnun­gen, Einschrän­kun­gen und Verord­nun­gen liegt hinter uns und in vielen Ländern ist noch keine wirk­li­che Entspan­nung in Sicht. Nicht weni­ge von uns kennen einen Menschen, der schwer an Coro­na erkrank­te und eini­ge von uns verlo­ren auch einen gelieb­ten Menschen.

Bei Lifegate durch­lie­fen über 30 Mitar­bei­ter diese Krank­heit und auch Kinder und junge Menschen aus unse­ren Förder­pro­gram­men wurden krank und sind, Gott sei Dank, alle wieder gene­sen. Wir lern­ten mit dieser Krank­heit umzu­ge­hen und gaben uns selber, aber auch den Eltern und den uns anver­trau­ten Kindern und Jugend­li­chen täglich eine hoff­nungs­vol­le Perspek­ti­ve. Es gibt Zeiten, da hilft schon das „schwei­gen­de Tun“, wenn man keine Antwor­ten hat auf das „Warum und weshalb, warum gera­de ich oder wir“?

11 gestan­de­ne Männer (Judas war schon gegan­gen) saßen beim Passa­mahl in einem Raum in Jeru­sa­lem und konn­ten sich nicht vorstel­len, was schon in den nächs­ten Tagen gesche­hen soll­te. Der Mann in ihrer Mitte hatte sie immer wieder vorbe­rei­tet, davon gespro­chen, was in Jeru­sa­lem passie­ren wird und mit Zeichen seine Aussa­gen bekräf­tigt. Drei Jahre waren sie ein zusam­men­ge­schweiß­tes Team, hatten ihm täglich zuge­hört, von ihm gelernt und Wunder über Wunder gese­hen und der Himmel auf Erden war mitten unter ihnen. Es dauer­te jetzt nur noch ein paar Stun­den bis zur Andro­hung von Haft, Verur­tei­lung und Stra­fe. Da über­kam sie die Angst und die Verzweif­lung. Sie flohen, versteck­ten sich und tauch­ten unter.

Jesus verlor sie, auch als er ganz allei­ne blieb, nie aus seinem Blick. Er wuss­te, spätes­tens im Garten Geth­se­ma­ne, der Weg zur Erlö­sung der Mensch­heit ist eine Sache zwischen Vater und Sohn alleine. 

Am Oster­mor­gen und den nach­fol­gen­den Tagen sucht er „Seine Mann­schaft“, Frau­en und Männer. Nach und nach tref­fen sie den Aufer­stan­de­nen, fassen ihn an (Thomas), spazie­ren mit ihm (…nach Emma­us) und essen mit ihm (… Früh­stück am See Gene­za­reth). Die darauf­fol­gen­den Tage mit dem aufer­stan­de­nen Jesus und das Empfan­gen seines Geis­tes am Wochen­fest (Pfings­ten) geben ihnen unaus­lösch­li­che Kraft und Hoff­nung und nehmen ihnen die Angst vor den Menschen.

Sie tragen die gute Botschaft.……

…Es gibt eine Verge­bung für unse­re Sünden und eine Befrei­ung. Lasst Euch durch Jesus versöh­nen mit Gott…

…Es gibt ein neues Leben durch Jesus in Gottes tägli­cher Gegen­wart. Du bist ein gelieb­tes Kind Gottes…

…Der Vorhang im Tempel ist in Jesu Todes­stun­de von oben nach unten zerris­sen. Der Zugang zum „Aller­hei­ligs­ten“ (zu dem Platz an dem Gott wohnt), ist ein für alle Mal für uns offen, usw. usw.….

 …in die ganze Welt und nahmen dafür alles in Kauf.

(Nur ein Apos­tel (Johan­nes) starb vermut­lich eines norma­len Todes. Alle ande­ren wurden wie Jesus sehr grau­sam hingerichtet.)

Die Angst, die Verzweif­lung, die Hoff­nungs­lo­sig­keit und der Tod haben auch heute eine einzi­ge Adres­se: Jesus Chris­tus.

Heute wie damals verliert Er seine gelieb­ten Geschöp­fe nie aus dem Blick und ist uns nahe im Leben und auch im Tod. Jesus ist aufer­stan­den!  Der Tod hat für immer sein letz­tes Wort verloren!

Frohe Ostern ihr/​euer Burg­hard Schun­kert und das Team von Lifegate