Lifegate im Juni 2021

1. Juli 2021

Situa­ti­on

Die mit einer Stim­me Mehr­heit in der Knes­set verab­schie­de­te neue israe­li­sche Regie­rung hat keinen leich­ten Stand und wir sind gespannt wie es diesen Vertre­tern unter­schied­lichs­ter Partei­en gelin­gen wird, das Land voran­zu­brin­gen, zumal das einzi­ge formu­lier­te Ziel der Oppo­si­ti­on die Abset­zung dieser Regie­rung ist. Selbst Geset­zes­vor­la­gen, die noch von der in der Oppo­si­ti­on sitzen­den alten Regie­rung stam­men, werden nun kate­go­risch abge­lehnt. Es geht nicht um die Sache, sondern nur um die Macht. Genau dieses selbst­herr­li­che Denken lähm­te das Land nun bereits viele Jahre und wir hoffen, dass das Verspre­chen der neuen Regie­rung: „Wir sind ange­tre­ten, um zu arbei­ten“, bald sicht­ba­re Früch­te tragen wird und die Menschen wieder Vertrau­en zur Poli­tik gewin­nen. Der drin­gend notwen­dig zu erstel­len­de Haus­halts­plan, der seit zwei Jahren über­fäl­lig ist, wird der erste wirk­li­che Prüf­stein für die neue Regie­rung werden. Beim Vertei­len der Gelder hörte die Freund­schaft in der Vergan­gen­heit allzu rasch auf. Möge es dies­mal gelingen.

Die Situa­ti­on mit dem Gaza­strei­fen und das Verhält­nis zwischen arabi­schen und jüdi­schen Menschen inner­halb Isra­els bleibt weiter­hin ange­spannt. Es sind die radi­ka­len Grup­pen auf beiden Seiten, die die Stim­mung immer wieder anhei­zen und ganze Städ­te und Dörfer in Aufruhr brin­gen. Die oft über­aus hart durch­grei­fen­de israe­li­sche Poli­zei und Grenz­po­li­zei macht sich dann aller­dings auch keine Freunde.

Zum Glück gibt es sehr viele Menschen, die sich öffent­lich für ein respekt­vol­les Zusam­men­le­ben und mitein­an­der Arbei­ten ausspre­chen und auch in den Medi­en den dafür so wich­ti­gen Raum erhalten.

Nach­dem wir uns gera­de einmal zwei Wochen (nach einem Jahr) wieder in das unmas­kier­te Gesicht schau­en konn­ten, hören wir nun vom „indi­schen Delta­vi­rus“ einer, laut Medi­en, hoch anste­cken­den Coro­na Versi­on, an der vor allem Schul­kin­der in zwei israe­li­schen Klein­städ­ten erkrank­ten, die sich aber von dort aus auch weiter­ver­brei­tet. Neue Coro­na Maßnah­men werden nun disku­tiert und die Masken müssen inner­halb von geschlos­se­nen Räumen wieder getra­gen werden.  Immer wieder wird der Flug­ha­fen, an dem viele Menschen ankom­men und jetzt in den Feri­en auch wegflie­gen wollen, als einer der Orte genannt, wo Coro­na Muta­tio­nen aus dem Ausland zu leicht einge­schleppt werden können. Strik­te Sicher­heits­maß­nah­men sollen wieder in Kraft gesetzt werden und eine verbind­li­che Quaran­tä­ne­zeit für ankom­men­de Reisen­de könn­te da wieder dazu­ge­hö­ren. Mit vielen Menschen hoffen auch wir, dass die Impfun­gen auch gegen die Muta­tio­nen Schutz bieten und wir keiner neuen großen Anste­ckungs­wel­le im Land entgegengehen.

Die nun bald begin­nen­den Sommer­fe­ri­en in Isra­el werden vermut­lich helfen, dass keine weite­ren Schul­kin­der unmit­tel­bar betrof­fen werden.

Förder­ar­beit

Ein inten­si­ver Förder­mo­nat ohne einen einzi­gen an Coro­na erkrank­ten Menschen bei Lifegate liegt hinter uns und wir sind erleich­tert und dank­bar. Alle Team Mitglie­der erhiel­ten beide Impfun­gen. Die Vorbe­rei­tun­gen für die Eröff­nung der neuen Klas­sen hat begon­nen, die Ausstat­tung für die schwerst-behin­der­te Klas­se ist ange­kom­men und wird jetzt in den Räumen aufge­baut. Neue Mitar­bei­te­rin­nen im Schul- und Thera­pie­be­reich besuch­ten uns im Juni, um die Arbeit kennen­zu­ler­nen, ausschei­den­de Team­mit­glie­der (Hoch­zeit und Wegzug, sowie Arbeits­platz­wech­sel) müssen ersetzt werden und mehr Perso­nal ist für drei neue Förder­klas­sen erforderlich.

Am Ende eines Schul­jah­res werden in den Regel­schu­len die Kinder feier­lich verab­schie­det und erhal­ten ihr Zeug­nis. Bei uns gibt es keine klas­si­schen Zeug­nis­se (sondern monat­li­che Förder­be­rich­te) aber den feier­li­chen Abschied eines Schul­jah­res, woll­ten wir dann doch nicht ganz ausfal­len lassen. So erleb­ten auch die Lifegate Kinder im Kinder­gar­ten und in der Förder­schu­le ihren ganz persön­li­chen Schul­jah­res­ab­schluss mit „Photo­shoo­ting“.

Ange­la Köster, die unse­re Schul­ar­beit mit Super­vi­si­on unter­stützt, konn­te mit ihrem Ehemann Fred in die neu gemie­te­te Wohnung einzie­hen, die gleich in der Nach­bar­schaft unse­res Zentrums liegt. Kurze Wege, viel­leicht auch zu den vielen Lifegate Blumen, die im Sommer gegos­sen werden müssen.

Unse­re Hilfs­mit­tel­ab­tei­lung führ­te zusam­men mit Studen­ten aus der Univer­si­tät Beth­le­hem eine Hilfs­mit­tel­aus­ga­be und Anpas­sung bei Lifegate durch. Elf Kinder wurden mit Roll­stüh­len, Buggys und weite­ren Hilfs­mit­teln versorgt, die in unse­ren Werk­stät­ten passend für jedes Kind beson­ders maßge­schnei­dert wurden.

Die Bibel Gesell­schaft aus Beth­le­hem nutz­te unse­ren Innen­hof in den bereits begon­ne­nen Schul­fe­ri­en der Regel­schu­len, um einen Kera­mik­kurs für Kinder und Jugend­li­che mit anschlie­ßen­dem Mittag­essen anzu­bie­ten. Alle Betei­lig­ten fühl­ten sich sehr wohl.

Sorgen­kin­der

Der 6‑jährige Rashid (unten rechts) aus der schwerst-behin­der­ten Klas­se und die 5‑jährige Rinat aus dem Kinder­gar­ten waren in diesem Monat unse­re beson­de­ren Sorgen­kin­der. Rashid leidet an immer wieder­keh­ren­den gefähr­li­chen Lungen­ent­zün­dun­gen, weil immer wieder Nahrung in seine Luft­röh­re gelangt. Nur eine Sonden­er­näh­rung konn­te hier Abhil­fe schaf­fen. Nach dem Verle­gen der Sonde in einem opera­ti­ven Eingriff, bekam der klei­ne Junge eine Magen Darm Infek­ti­on und anschlie­ßend eine Hirn­haut­ent­zün­dung. Ein drin­gen­der Aufruf zum Gebet unse­rer Kran­ken­schwes­ter erreich­te unser Team am Sonn­tag­abend, Rashid sei in einem sehr schlech­ten Zustand. In einer Notope­ra­ti­on konn­te der Druck von Rashids Gehirn genom­men werden und heute berich­te­te uns die erleich­ter­te Mutter der Junge sei außer Lebensgefahr.

Rinat (unten links) leidet unter epilep­ti­schen Anfäl­len und wieder muss­ten wir sie während eines schwe­ren Anfal­les in das Cari­tas Baby­kran­ken­haus in unse­rer Nähe brin­gen, wo ihr sofort gehol­fen werden konn­te. In der neuen Grup­pe der schwerst­be­hin­der­ten Kinder gibt es gleich mehre­re Anfalls­pa­ti­en­ten und wir stel­len uns auf diese „Notfahr­ten“ ein. Wir danken Gott, dass beide Kinder wohl­auf sind und schon in den nächs­ten Tagen wieder bei uns sein werden.

Jeri­es ist ein junger Mann, lern­ver­zö­gert und mit einer Sehbe­hin­de­rung, der seit Jahren in der Oliven­holz­werk­statt einen beschüt­zen­den Arbeits­platz einnimmt. Sein Vater verstarb in seinen Kind­heits­jah­ren und der junge Mann lebt mit seiner Mutter und einem Bruder, der jetzt nach einem Auslands­stu­di­um zurück­kehr­te. Seit einem Monat geht es ihm nicht gut, seine Sehfä­hig­keit verschlech­ter­te sich und er hat sein Selbst­be­wusst­sein verlo­ren, oft weint der junge Mann. Wir versu­chen mit ihm in Gesprä­chen, auch mit fach­li­cher Unter­stüt­zung, an die Ursa­chen heran­zu­kom­men und hoffen ihm weiter­hin Mut machen zu können und ihm Vertrau­en zu schen­ken. Chris­tin, eine junge Frau aus der Textil­ab­tei­lung, leidet unter star­ken Panik­at­ta­cken. Auch ihr stehen wir täglich bei. Wir bitten um Gebetsunterstützung!

Aus den Werkstätten

Die dies­jäh­ri­ge Liefe­rung der Lifegate Geschenk­pro­duk­te zu unse­rer Verkaufs­stel­le nach Deutsch­land soll spätes­tens im Septem­ber unser Lager verlas­sen. Daher ist jetzt vor den Sommer­fe­ri­en fast hekti­sche Betrieb­sam­keit einge­for­dert. Spezi­ell in der Oliven­holz­werk­statt arbei­ten wir sehr konzen­triert, um all die Herzen, Krip­pen, Christ­bau­m­an­hän­ger, Teelich­ter, Salat­be­stecke und Scha­len auf unse­ren Bestell­lis­ten zu produ­zie­ren und anschlie­ßend zu verpa­cken. Auch die Kera­mik­werk­statt bekam in letz­ter Minu­te noch einen größe­ren Auftrag. Strick und Stick­ab­tei­lung sowie die Nähwerk­statt haben ihre Produk­te schon in den Kartons verstaut. 

Wie bereits berich­tet kehr­te unser Ortho­pä­die­me­cha­ni­ker Simon Röss­ler nach zwei Jahren Lifegate Tätig­keit nach Deutsch­land zurück und unser herz­li­cher Dank soll ihn lange beglei­ten. Wir hatten zwei Jahre gewar­tet, bis sich dieser moti­vier­te junge Mann bewarb und das durch die Initia­ti­ve der GIZ unter­stüt­ze Projekt „Ortho­pä­die­me­cha­nik Werk­statt“ endlich star­ten konn­te. So ist es für uns ein Wunder, dass mit Jonas Wein­holz jetzt in nur zwei Mona­ten ein weite­rer junger Fach­mann aus Deutsch­land sich bereit erklär­te, die begon­ne­ne Arbeit von Simon im Rahmen des GIZ Projek­tes weiter­zu­füh­ren. Jonas kennt Lifegate bereits aus einem frühe­ren Volontärseinsatz.

Weite­re Ausstat­tungs­ge­gen­stän­de sind in der Lifegate Bäcke­rei ange­kom­men und werden nun instal­liert. Bedingt durch die Coro­na Pande­mie verzö­gert sich die Einfuhr der bestell­ten Gerä­te, die aus Itali­en, der Türkei und von Spani­en ange­lie­fert werden. Wir können dennoch nun abse­hen wie der Raum immer mehr Gestalt annimmt und wir vermut­lich schon bald den Geruch von frischem Gebäck in unse­ren Werk­statt­räu­men erle­ben werden. Weiter­hin freu­en wir uns auf Nach­rich­ten von deut­schen Bäckern, die uns in dieser Arbeit unter­stüt­zen! Bitte melden!

Feri­en machen

Im Gäste­haus Lifegate Garden konn­ten wir im Juni nach einein­halb Jahren „einsa­mer Zwangs­pau­se“ die ersten Gäste begrü­ßen. Eine loka­le Grup­pe von Ärzten hielt eine Tagung in unse­ren Räumen ab und eine Grup­pe von Mitar­bei­tern der GIZ verbrach­te zwei Tage mit uns. Auch eini­ge Einzel­per­so­nen genos­sen die Stil­le in dem schön herge­rich­te­ten und vielen Teilen reno­vier­ten Gebäu­de. Die von der Zivil­schutz­be­hör­de gefor­der­te „Feuer­flucht­trep­pe“ ist instal­liert und auch alle ande­ren Sicher­heits­auf­la­gen sind abge­ar­bei­tet. Auch eine nette Pergo­la fand ihren Platz über einer Sitz­ecke im Garten. Nun hat Isra­el die Einrei­se für Touris­ten noch einen Monat verscho­ben und anstatt im Juli sollen im August die ersten auslän­di­schen Besu­cher zurück in unser Land kommen. Für die Herbst­mo­na­te Septem­ber bis Novem­ber sind schon Buchun­gen in Lifegate Garden ange­fragt, wir warten in Geduld.

Das Team, und wohl auch unse­re Kinder und deren Eltern, freu­en sich auf die wohl­ver­dien­ten Feri­en (17.Juli bis 23. August), die ja letz­tes Jahr wegen Coro­na bei uns nicht statt­fan­den. Wir hatten uns ja entschlos­sen den gesam­ten Sommer durch­zu­ar­bei­ten, um den Kindern verlo­re­ne Zeit (durch vom Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um ange­ord­ne­te Schlie­ßun­gen), zurückzugeben.

„Schaf­fe, schaf­fe, aber kein Häus­le baue!!“

Die Lifegate Land­kauf­ak­ti­on des einzi­gen verblie­be­nen frei­en Nach­bar­grund­stü­ckes geht zwar lang­sam aber bestän­dig weiter, und immer wieder kommt einmal ein Quadrat­me­ter dazu. Wir hoffen, dass wir dieses ehrgei­zi­ge Ziel (1300 qm) errei­chen können, benö­ti­gen aber wirk­lich noch eini­ge Wunder. Wich­tig, dass wir auf diesem Land nicht bauen wollen, sondern ein beson­de­rer Erleb­nis­park für unse­re schwerst­be­hin­der­ten Kinder dort seinen Platz finden soll.  Die Sinne unse­rer Kinder sollen ange­spro­chen werden: Riechen, Fühlen, Hören und Sehen und somit die Natur trotz schwe­rer Einschrän­kun­gen haut­nah zu erle­ben. Wir wissen gleich­zei­tig, was diesen Kindern guttut, hilft auch allen ande­ren Menschen! Es bleibt weiter­hin genü­gend Raum für einen Spiel­platz und schö­ne Sitz­ecken unter alten Olivenbäumen.

Das Lifegate Zentrum, eng begrenzt von drei Seiten, vorne das Grund­stück (brau­ne Erde mit Oliven­bäu­men), das wir erwer­ben können.

Seele baumeln lassen!

Mit uns freu­en sich viele Menschen wieder eine Reise antre­ten zu können, oder auch Zuhau­se in der nähe­ren Umge­bung oder im eige­nen Garten ein wenig zu entspan­nen. Einmal den Termin­ka­len­der stecken zu lassen und das Mobil­te­le­fon irgend­wo auf „leise gestellt“ zu verle­gen. Viel­leicht wieder einmal Zeit für ein Gespräch Auge in Auge zu haben, sport­lich unter­wegs zu sein und auch eine lecke­re Mahl­zeit mit Freun­den zu genie­ßen.  Manch­mal kommen dann auch Gedan­ken hoch, die man im Alltags­stress nicht zulas­sen möch­te, aber dennoch oft etwas mit unse­rer Exis­tenz zu tun haben. Gott spricht sehr oft zu uns Menschen in der Stil­le und er trägt und beschenkt uns im Alltag und auch im Urlaub. Er schrieb uns einen langen „Liebes­brief“ (die Bibel), den wir in Ruhe lesen können. Darin liegt die Kraft ein Leben auf den „Kopf“ zu stel­len.  Mögen unse­re „Urlaubs ‑Anten­nen“ auf „himm­li­schen Empfang“ ausge­rich­tet sein und unse­re Seelen baumeln und zu (Seiner) Ruhe kommen.

Eine frohe und geseg­ne­te Sommerzeit 

wünscht von Herzen Ihr Burg­hard Schun­kert und das Lifegate Team

Der Jordan fließt gemäch­lich, auf dem Weg zum See Genezareth