Lifegate im Janu­ar 2021

3. Februar 2021

Die Weih­nachts­fei­ern bei Lifegate fanden im Dezem­ber in unse­ren Klas­sen­räu­men und in der Werk­statt in Klein­grup­pen statt.  Wir erzähl­ten die wunder­ba­re Rettungs­ge­schich­te unse­res lieben­den Gottes, die einst vor unse­rer Haus­tü­re geschah und das Leben von so vielen Menschen bis heute verän­dert, wenn sie sich für das Evan­ge­li­um (die frohe Botschaft) öffnen. Unse­re Küche hatte ein lecke­res Essen gekocht und alle Kinder und jungen Menschen erhiel­ten von der Akti­on: „Weih­nach­ten im Schuh­kar­ton“ ein klei­nes Geschenk, dass uns von der Schwei­zer Gemein­schaft der Versöh­nung, die bei uns im Land unter jüdi­schen und arabi­schen Menschen arbei­tet, gespen­det worden war.

Es war ein Jahr mit vielen Heraus­for­de­run­gen und Schwie­rig­kei­ten und dennoch blicken wir mit großer Dank­bar­keit zurück. Trotz immer wieder einzel­ner Coro­na infi­zier­ter Menschen, hatten wir keine Anste­ckungs­well bei Lifegate und konn­ten unse­re Arbeit Dank des guten Krisen Manage­ments im Team die ganze Zeit weiter­füh­ren.  Obwohl alle unse­re loka­len Einnah­men im Gäste­be­trieb, der Wäsche­rei und auch im Küchen­be­trieb durch den Wegfall der Besu­cher­grup­pen ausblie­ben, konn­ten wir das Jahr 2020 in schwar­zen Zahlen abschlies­sen. Wir danken hier ganz herz­lich allen unse­ren Freun­den und Unter­stüt­zern, die uns treu zur Seite stan­den und diesen Verlust ausge­gli­chen haben.

Das neue Jahr begann mit einem Rekord Anstieg von Coro­na infi­zier­ten Menschen in Isra­el und im West­jor­dan­land. In Isra­el wurde der drit­te Lock­down ange­ord­net und auch in den paläs­ti­nen­si­schen Gebie­ten wurde das Leben wieder einmal auf 30% der mögli­chen Akti­vi­tä­ten zurück­ge­fah­ren, offi­zi­ell. Wir wären nicht im Orient, wenn nicht doch wieder viele Bürger die Schlupf­lö­cher fanden und benutz­ten. Die Viel­zahl der Ausre­den, die Poli­zis­ten bei den Stras­sen­kon­trol­len hörten, würden ganze Bücher füllen. Es hagel­te Straf­zet­tel und dras­ti­sche Stra­fen für die Menschen, die eigent­lich in Quaran­tä­ne sein soll­ten. Trotz einer vorbild­lich und rasch orga­ni­sier­ten Impf­ak­ti­on in Isra­el sind die offi­zi­ell veröf­fent­lich­ten Zahlen der ange­steck­ten Menschen im Janu­ar kaum zurück­ge­gan­gen. Im West­jor­dan­land wurde noch nicht mit Impfun­gen begon­nen, hier soll der russi­sche Sput­nik Impf­stoff und vermut­lich der von Isra­el zur Verfü­gung gestell­te Pfizer Impf­stoff einge­setzt werden. Auftre­ten­de Coro­na Muta­tio­nen sorgen für neue Verunsicherungen.

Bei Lifegate hatten wir kurz vor unse­ren Weih­nachts­fe­ri­en gleich mehre­re Coro­na „posi­ti­ve“ Mitar­bei­te­rin­nen, die sich bei Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen ange­steckt hatten, auch ange­steck­te Kinder wurden uns gebracht, obwohl wir die Eltern ausdrück­lich darum gebe­ten hatten bei Coro­na Fällen in der Fami­lie, die Kinder nicht zu brin­gen. Alles ist doch bisher gut abge­gan­gen und alle Erkrank­ten sind Gott sei Dank genesen.

Medi­zi­ni­sche Arbeit

Basil

Der klei­ne Basil aus unse­rem Förder­kin­der­gar­ten wurde dem israe­li­schen Ortho­pä­den Dr. Lebel im Jeru­sa­le­mer Shaarei Zedek Kran­ken­haus vorge­stellt, der bereits in der Vergan­gen­heit viele „Lifegate Kinder erfolg­reich operier­te sie damit zum Stehen oder sogar Laufen brach­te. Zum Glück benö­tigt der fünf jähri­ge mit Spina Bifi­da diagnos­ti­zier­te Junge jetzt erst einmal keine Opera­ti­on und kann weiter­hin mit einer guten Bein­schi­nen­ver­sor­gung und Hilfe unse­rer Thera­pie­ab­tei­lung Stehen und Laufen lernen.

Jana und Jory 

Jana und Jory sind Zwil­lin­ge mit der Diagno­se Cebral Pares und seit Mai in unse­rem Förder­kin­der­gar­ten. Beide Mädchen erhiel­ten eine Opera­ti­on, in der verkürz­te Muskeln gelöst wurden. Die Füße wurden anschlie­ßen einen Monat lang in der Stre­ckung einge­gipst und sie erhiel­ten dafür ange­pass­te Roll­stüh­le. Nach diesem Monat begann die inten­si­ve Physio­the­ra­pie in Lifegate mit dem Ergeb­niss, dass Jory jetzt bereits frei laufen kann und Jana´s Muskeln noch weiter gestärkt werden müssen, bis auch sie keine Gehhil­fe mehr benö­tigt. Wir freu­en uns über sehr hilf­be­rei­te Eltern, die mithal­fen die Übun­gen auch Zuhau­se durch­zu­füh­ren.
Beide Mädchen benö­ti­gen nun eine beson­de­re Versor­gung mit Bein­schi­nen, die in unse­rer Ortho­pä­die­werk­statt ange­fer­tigt werden.

Amani

Mehr Sorgen macht uns der Zustand einer ehema­li­gen Lifegate WG Bewoh­ne­rin (wir hatten vor Jahren vier Wohn­ge­mein­schaf­ten für Menschen mit Behin­de­run­gen in Beit Jala) Amani hatte bereits mehre­re Opera­tio­nen an der Wirbel­säu­le, die mit entspre­chen­den Inplan­ta­ten aus Metall gestützt wird. Nun hat sich im nicht gestüt­zen Teil eine Kompli­ka­ti­on erge­ben, sodass sie große Schmer­zen hat und in einer ersten Diagno­se eine weite­re Opera­ti­on notwen­dig sein wird.
Wir wollen die junge Frau dem Chir­ur­gen Dr. Arazi im Shaarei Zedek Kran­ken­haus vorstel­len, der bereits Hala aus unse­rer Förder­schu­le erfolg­reich operier­te, um eine zwei­te Meinung einzu­ho­len. Diese Opera­ti­on wird aus unse­rer Erfah­rung zwischen 30 000.- und 40 000.-Euro kosten. Amani ist Roll­stuhl­fah­re­rin lebt allei­ne und setz­te sich für viele Menschen mit Behin­de­run­gen im Land ein. Durch ihre Initia­ti­ve konn­ten wir eini­ge Menschen mit geeig­ne­ten Roll­stüh­len versor­gen. Sie hat wie die meis­ten Menschen keine Kran­ken­ver­si­che­rung und keine Fami­lie, die sie bei den Kosten dieses Eingrif­fes unter­stüt­zen kann. „Die Tür zum Leben“ schließt sich niemals hinter den Menschen, die wir kennen­ge­lernt haben, wir versu­chen immer weiter­zu­hel­fen, wenn sie uns wieder brau­chen. Wir hoffen, beten und arbei­ten daran mit Hilfe unse­rer Freun­de diese Opera­ti­on möglich zu machen.

Hilfs­mit­tel maßgeschneidert!

„Ein Roll­stuhl muss passen wie ein Schuh“, denn der Nutzer soll damit ja wirk­lich mobil werden.  Kopf- und Fußstüt­zen müssen einge­stellt werden, die Armleh­nen ausge­rich­tet und oft bauen wir einen abnehm­ba­ren Tisch auf dem Kinder dann spie­len, basteln, schrei­ben oder auch essen können. Auch der Abstand zu dem Ring am Reifen an dem das Kind oder der Erwach­se­ne dann mit eige­ner Muskel­kraft den Roll­stuhl voran­brin­gen kann, muss sehr genau stim­men, um die opti­ma­le Kraft des „Fahrers“ auszu­nut­zen. Manch­mal ferti­gen wir spezi­el­le Sitz­scha­len an um den rich­ti­gen Halt für den beson­de­ren Körper des Kindes sicherzustellen.

Wir sind sehr dank­bar, dass wir mit Richard Stephan einen der ehema­lig besten Roll­stuhl­sitz Spezia­lis­ten aus den USA in seinem akti­ven Ruhe­stand seit mehr als 10 Jahren als Volon­tär bei uns im Team haben, der einhei­mi­sche Mitar­bei­ter ausbil­de­te. So freu­en wir uns, dass zwei loka­le Orga­ni­sa­tio­nen jetzt anfrag­ten bis zu 200 gespen­de­te Roll­stüh­le an Kinder und Erwach­se­ne anzu­pas­sen. Eine Aufga­be, der wir uns in den nächs­ten Wochen mit unse­rer Hilfs­mit­tel Abtei­lung stel­len werden.

„Wir machen euch Beine“

oder besser Prothe­sen. Aller­dings liegt der Schwer­punkt darauf,  die zum Glück noch vorhan­de­nen Beine von Kindern und jungen Erwach­se­nen zu unter­stüt­zen und in die rich­ti­ge Form zu brin­gen, dass Kinder stehen und auch laufen lernen können. So baut unser deut­scher Ortho­pä­die­me­cha­ni­ker Orthe­sen, Splints und Bein­scha­len sowie ortho­pä­di­sche Einla­gen. Zwei einhei­mi­sche junge Leute werden im Hand­werk ange­lei­tet und ausge­bil­det, ein Projekt, das uns von der Bundes­re­gie­rung ermög­licht wurde. Gera­de nach ortho­pä­di­schen Opera­tio­nen ist es wich­tig, dass diese Versor­gung zeit­nah erfolgt, um das Ergeb­nis der Opera­ti­on zu unter­stüt­zen und zu erhal­ten. Eine lange Auftrags­lis­te hängt an „Simons Pinboard“ in der klei­nen aber gut einge­rich­te­ten Werk­statt. Ein wich­ti­ger Arbeits­zweig, der in der Zukunft ausge­baut werden soll.

Neue Projek­te

Ein weite­res Gewächs­haus aus Abfall­ma­te­ri­al (Plas­tik­fla­schen und alten Baupa­let­ten) wurde fertig­ge­stellt und in Betrieb genommen. 

Es dient vor Ort als Beispiel und Lern­feld für den Bau und die Bepflan­zung weite­rer Gewächshäuser.

Die Räume der entste­hen­den Lifegate Bäcke­rei sind umge­baut und die Basis Einrich­tung mit Arbeits­ti­schen etc. ist bereits instal­liert. Auch eine sehr schö­ne in Öster­reich herge­stell­te Holz Getrei­de­müh­le ist uns wie geru­fen in einem Second Hand Laden in Tel Aviv begeg­net und wird uns helfen immer frisch gemah­le­nes Mehl zur Verfü­gung zu haben. Wir wollen gesun­des Voll­korn­brot backen und schmack­haf­te Alter­na­ti­ven zum loka­len „Weiß­brot­markt“ anbieten.

Wir warten jetzt auf die Maschi­nen und den natür­lich sehr wich­ti­gen Back­ofen und sind mit dem Förde­rer des Projek­tes (GIZ) über die Liefer­zei­ten im Gespräch. Gerne würden wir nach der Aufhe­bung von Reise­be­schrän­kun­gen einen deut­schen (Volon­tär) Bäcker gleich in der Start­pha­se bei uns begrü­ßen, um den einhei­mi­schen Bäcker mit den ersten Sauer­teig- und Voll­korn­brot-Rezep­ten vertraut zu machen und eine gute Anlei­tung zu geben. Zwei bis drei Mal im Jahr jeweils für 2–3 Mona­te sind deut­sche Bäcker will­kom­men, um von ihnen die Herstel­lung von Brot und Bröt­chen­sor­ten, Laugen­ge­bäck und viel­leicht auch eini­gen Kuchen zu erler­nen und uns mit ihrem Wissen zu unter­stüt­zen. Unter­kunft und Verpfle­gung werden von uns gestellt. Neben dem einhei­mi­schen Bäcker werden junge Menschen mit Behin­de­run­gen in diesem Arbeits­zweig ausge­bil­det und in der Abtei­lung behilf­lich sein. 

Wir bitten begna­de­te Bäcker (Ruhe­ständ­ler), die sich eine Unter­stüt­zung dieses Projek­tes vorstel­len können, sich bei uns oder unse­rem deut­schen Büro von Tor zum Leben zu melden! Es bleibt immer auch genü­gend Zeit Land und Leute neben der Arbeit kennen­zu­ler­nen! Herz­li­chen Dank!

Der erste Monat im neuen Jahr ende­te mit einer sehr schö­nen Nach­richt. Wir hatten ja schon mehr­mals in unse­ren Veröf­fent­li­chun­gen die Situa­ti­on unse­rer sehr betag­ten Lifegate Fahr­zeu­ge (20 und 16 Jahre im Lifegate Dienst) ange­spro­chen, die leider zu oft repa­riert werden müssen. Nun erhiel­ten wir die Bestä­ti­gung, dass unse­re Gebe­te erhört wurden und wir die alten zwei Fahr­zeu­ge in den nächs­ten Mona­ten durch neue Autos erset­zen können. (Eini­ge Spen­den­samm­lungs­ak­tio­nen sind noch nicht abge­schlos­sen, aber es sieht sehr gut aus.) Wir freu­en uns sehr und bedan­ken uns jetzt schon einmal herz­lich bei allen die mithel­fen, dass Lifegate weiter­hin „Mobil“ unter­wegs sein darf!

In Isra­el wird im März wieder einmal gewählt und wir sind gespannt welche Partei­en Koali­tio­nen bilden werden und in welche Rich­tung sich das Land dieses mal entwi­ckelt. Auch in den paläs­ti­nen­si­schen Gebie­ten soll noch im Früh­jahr gewählt werden. Wir hoffen dass die zukünf­ti­gen Poli­ti­ker in Verant­wor­tung die Lebens­be­din­gun­gen der Menschen verbes­sern und sich für Frie­den und Versöh­nung einsetzen.

Wir danken Gott für einen guten Start in das Jahr 2021 und wünschen allen unse­ren Freun­den und Unter­stüt­zern Bewah­rung, Gesund­heit und das Vertrau­en, das wir auch in dieser Situa­ti­on in unse­rer Welt nicht allei­ne sind. Unse­re Hilfe ist immer nur ein Gebet weit weg! Wir dürfen fürein­an­der eintre­ten und einan­der ermu­ti­gen und stärken.

Mit einem Bild, dass eine Freun­din meiner Toch­ter fast zufäl­lig an einem Abend in Jeru­sa­lem foto­gra­fier­te, grüßen wir Sie/​Euch ganz herzlich

Burg­hard Schun­kert und das Team von Lifegate