Die Weihnachtsfeiern bei Lifegate fanden im Dezember in unseren Klassenräumen und in der Werkstatt in Kleingruppen statt. Wir erzählten die wunderbare Rettungsgeschichte unseres liebenden Gottes, die einst vor unserer Haustüre geschah und das Leben von so vielen Menschen bis heute verändert, wenn sie sich für das Evangelium (die frohe Botschaft) öffnen. Unsere Küche hatte ein leckeres Essen gekocht und alle Kinder und jungen Menschen erhielten von der Aktion: „Weihnachten im Schuhkarton“ ein kleines Geschenk, dass uns von der Schweizer Gemeinschaft der Versöhnung, die bei uns im Land unter jüdischen und arabischen Menschen arbeitet, gespendet worden war.
Es war ein Jahr mit vielen Herausforderungen und Schwierigkeiten und dennoch blicken wir mit großer Dankbarkeit zurück. Trotz immer wieder einzelner Corona infizierter Menschen, hatten wir keine Ansteckungswell bei Lifegate und konnten unsere Arbeit Dank des guten Krisen Managements im Team die ganze Zeit weiterführen. Obwohl alle unsere lokalen Einnahmen im Gästebetrieb, der Wäscherei und auch im Küchenbetrieb durch den Wegfall der Besuchergruppen ausblieben, konnten wir das Jahr 2020 in schwarzen Zahlen abschliessen. Wir danken hier ganz herzlich allen unseren Freunden und Unterstützern, die uns treu zur Seite standen und diesen Verlust ausgeglichen haben.
Das neue Jahr begann mit einem Rekord Anstieg von Corona infizierten Menschen in Israel und im Westjordanland. In Israel wurde der dritte Lockdown angeordnet und auch in den palästinensischen Gebieten wurde das Leben wieder einmal auf 30% der möglichen Aktivitäten zurückgefahren, offiziell. Wir wären nicht im Orient, wenn nicht doch wieder viele Bürger die Schlupflöcher fanden und benutzten. Die Vielzahl der Ausreden, die Polizisten bei den Strassenkontrollen hörten, würden ganze Bücher füllen. Es hagelte Strafzettel und drastische Strafen für die Menschen, die eigentlich in Quarantäne sein sollten. Trotz einer vorbildlich und rasch organisierten Impfaktion in Israel sind die offiziell veröffentlichten Zahlen der angesteckten Menschen im Januar kaum zurückgegangen. Im Westjordanland wurde noch nicht mit Impfungen begonnen, hier soll der russische Sputnik Impfstoff und vermutlich der von Israel zur Verfügung gestellte Pfizer Impfstoff eingesetzt werden. Auftretende Corona Mutationen sorgen für neue Verunsicherungen.
Bei Lifegate hatten wir kurz vor unseren Weihnachtsferien gleich mehrere Corona „positive“ Mitarbeiterinnen, die sich bei Familienangehörigen angesteckt hatten, auch angesteckte Kinder wurden uns gebracht, obwohl wir die Eltern ausdrücklich darum gebeten hatten bei Corona Fällen in der Familie, die Kinder nicht zu bringen. Alles ist doch bisher gut abgegangen und alle Erkrankten sind Gott sei Dank genesen.
Medizinische Arbeit
Basil
Der kleine Basil aus unserem Förderkindergarten wurde dem israelischen Orthopäden Dr. Lebel im Jerusalemer Shaarei Zedek Krankenhaus vorgestellt, der bereits in der Vergangenheit viele „Lifegate Kinder erfolgreich operierte sie damit zum Stehen oder sogar Laufen brachte. Zum Glück benötigt der fünf jährige mit Spina Bifida diagnostizierte Junge jetzt erst einmal keine Operation und kann weiterhin mit einer guten Beinschinenversorgung und Hilfe unserer Therapieabteilung Stehen und Laufen lernen.
Jana und Jory
Jana und Jory sind Zwillinge mit der Diagnose Cebral Pares und seit Mai in unserem Förderkindergarten. Beide Mädchen erhielten eine Operation, in der verkürzte Muskeln gelöst wurden. Die Füße wurden anschließen einen Monat lang in der Streckung eingegipst und sie erhielten dafür angepasste Rollstühle. Nach diesem Monat begann die intensive Physiotherapie in Lifegate mit dem Ergebniss, dass Jory jetzt bereits frei laufen kann und Jana´s Muskeln noch weiter gestärkt werden müssen, bis auch sie keine Gehhilfe mehr benötigt. Wir freuen uns über sehr hilfbereite Eltern, die mithalfen die Übungen auch Zuhause durchzuführen.
Beide Mädchen benötigen nun eine besondere Versorgung mit Beinschinen, die in unserer Orthopädiewerkstatt angefertigt werden.
Amani
Mehr Sorgen macht uns der Zustand einer ehemaligen Lifegate WG Bewohnerin (wir hatten vor Jahren vier Wohngemeinschaften für Menschen mit Behinderungen in Beit Jala) Amani hatte bereits mehrere Operationen an der Wirbelsäule, die mit entsprechenden Inplantaten aus Metall gestützt wird. Nun hat sich im nicht gestützen Teil eine Komplikation ergeben, sodass sie große Schmerzen hat und in einer ersten Diagnose eine weitere Operation notwendig sein wird.
Wir wollen die junge Frau dem Chirurgen Dr. Arazi im Shaarei Zedek Krankenhaus vorstellen, der bereits Hala aus unserer Förderschule erfolgreich operierte, um eine zweite Meinung einzuholen. Diese Operation wird aus unserer Erfahrung zwischen 30 000.- und 40 000.-Euro kosten. Amani ist Rollstuhlfahrerin lebt alleine und setzte sich für viele Menschen mit Behinderungen im Land ein. Durch ihre Initiative konnten wir einige Menschen mit geeigneten Rollstühlen versorgen. Sie hat wie die meisten Menschen keine Krankenversicherung und keine Familie, die sie bei den Kosten dieses Eingriffes unterstützen kann. „Die Tür zum Leben“ schließt sich niemals hinter den Menschen, die wir kennengelernt haben, wir versuchen immer weiterzuhelfen, wenn sie uns wieder brauchen. Wir hoffen, beten und arbeiten daran mit Hilfe unserer Freunde diese Operation möglich zu machen.
Hilfsmittel maßgeschneidert!
„Ein Rollstuhl muss passen wie ein Schuh“, denn der Nutzer soll damit ja wirklich mobil werden. Kopf- und Fußstützen müssen eingestellt werden, die Armlehnen ausgerichtet und oft bauen wir einen abnehmbaren Tisch auf dem Kinder dann spielen, basteln, schreiben oder auch essen können. Auch der Abstand zu dem Ring am Reifen an dem das Kind oder der Erwachsene dann mit eigener Muskelkraft den Rollstuhl voranbringen kann, muss sehr genau stimmen, um die optimale Kraft des „Fahrers“ auszunutzen. Manchmal fertigen wir spezielle Sitzschalen an um den richtigen Halt für den besonderen Körper des Kindes sicherzustellen.
Wir sind sehr dankbar, dass wir mit Richard Stephan einen der ehemalig besten Rollstuhlsitz Spezialisten aus den USA in seinem aktiven Ruhestand seit mehr als 10 Jahren als Volontär bei uns im Team haben, der einheimische Mitarbeiter ausbildete. So freuen wir uns, dass zwei lokale Organisationen jetzt anfragten bis zu 200 gespendete Rollstühle an Kinder und Erwachsene anzupassen. Eine Aufgabe, der wir uns in den nächsten Wochen mit unserer Hilfsmittel Abteilung stellen werden.
„Wir machen euch Beine“
oder besser Prothesen. Allerdings liegt der Schwerpunkt darauf, die zum Glück noch vorhandenen Beine von Kindern und jungen Erwachsenen zu unterstützen und in die richtige Form zu bringen, dass Kinder stehen und auch laufen lernen können. So baut unser deutscher Orthopädiemechaniker Orthesen, Splints und Beinschalen sowie orthopädische Einlagen. Zwei einheimische junge Leute werden im Handwerk angeleitet und ausgebildet, ein Projekt, das uns von der Bundesregierung ermöglicht wurde. Gerade nach orthopädischen Operationen ist es wichtig, dass diese Versorgung zeitnah erfolgt, um das Ergebnis der Operation zu unterstützen und zu erhalten. Eine lange Auftragsliste hängt an „Simons Pinboard“ in der kleinen aber gut eingerichteten Werkstatt. Ein wichtiger Arbeitszweig, der in der Zukunft ausgebaut werden soll.
Neue Projekte
Ein weiteres Gewächshaus aus Abfallmaterial (Plastikflaschen und alten Baupaletten) wurde fertiggestellt und in Betrieb genommen.
Es dient vor Ort als Beispiel und Lernfeld für den Bau und die Bepflanzung weiterer Gewächshäuser.
Die Räume der entstehenden Lifegate Bäckerei sind umgebaut und die Basis Einrichtung mit Arbeitstischen etc. ist bereits installiert. Auch eine sehr schöne in Österreich hergestellte Holz Getreidemühle ist uns wie gerufen in einem Second Hand Laden in Tel Aviv begegnet und wird uns helfen immer frisch gemahlenes Mehl zur Verfügung zu haben. Wir wollen gesundes Vollkornbrot backen und schmackhafte Alternativen zum lokalen „Weißbrotmarkt“ anbieten.
Wir warten jetzt auf die Maschinen und den natürlich sehr wichtigen Backofen und sind mit dem Förderer des Projektes (GIZ) über die Lieferzeiten im Gespräch. Gerne würden wir nach der Aufhebung von Reisebeschränkungen einen deutschen (Volontär) Bäcker gleich in der Startphase bei uns begrüßen, um den einheimischen Bäcker mit den ersten Sauerteig- und Vollkornbrot-Rezepten vertraut zu machen und eine gute Anleitung zu geben. Zwei bis drei Mal im Jahr jeweils für 2–3 Monate sind deutsche Bäcker willkommen, um von ihnen die Herstellung von Brot und Brötchensorten, Laugengebäck und vielleicht auch einigen Kuchen zu erlernen und uns mit ihrem Wissen zu unterstützen. Unterkunft und Verpflegung werden von uns gestellt. Neben dem einheimischen Bäcker werden junge Menschen mit Behinderungen in diesem Arbeitszweig ausgebildet und in der Abteilung behilflich sein.
Wir bitten begnadete Bäcker (Ruheständler), die sich eine Unterstützung dieses Projektes vorstellen können, sich bei uns oder unserem deutschen Büro von Tor zum Leben zu melden! Es bleibt immer auch genügend Zeit Land und Leute neben der Arbeit kennenzulernen! Herzlichen Dank!
Der erste Monat im neuen Jahr endete mit einer sehr schönen Nachricht. Wir hatten ja schon mehrmals in unseren Veröffentlichungen die Situation unserer sehr betagten Lifegate Fahrzeuge (20 und 16 Jahre im Lifegate Dienst) angesprochen, die leider zu oft repariert werden müssen. Nun erhielten wir die Bestätigung, dass unsere Gebete erhört wurden und wir die alten zwei Fahrzeuge in den nächsten Monaten durch neue Autos ersetzen können. (Einige Spendensammlungsaktionen sind noch nicht abgeschlossen, aber es sieht sehr gut aus.) Wir freuen uns sehr und bedanken uns jetzt schon einmal herzlich bei allen die mithelfen, dass Lifegate weiterhin „Mobil“ unterwegs sein darf!
In Israel wird im März wieder einmal gewählt und wir sind gespannt welche Parteien Koalitionen bilden werden und in welche Richtung sich das Land dieses mal entwickelt. Auch in den palästinensischen Gebieten soll noch im Frühjahr gewählt werden. Wir hoffen dass die zukünftigen Politiker in Verantwortung die Lebensbedingungen der Menschen verbessern und sich für Frieden und Versöhnung einsetzen.
Wir danken Gott für einen guten Start in das Jahr 2021 und wünschen allen unseren Freunden und Unterstützern Bewahrung, Gesundheit und das Vertrauen, das wir auch in dieser Situation in unserer Welt nicht alleine sind. Unsere Hilfe ist immer nur ein Gebet weit weg! Wir dürfen füreinander eintreten und einander ermutigen und stärken.
Mit einem Bild, dass eine Freundin meiner Tochter fast zufällig an einem Abend in Jerusalem fotografierte, grüßen wir Sie/Euch ganz herzlich
Burghard Schunkert und das Team von Lifegate